Kettner Edelmetalle
04.09.2025
16:13 Uhr

Das Pendel schlägt zurück: Wenn linke Deutungshoheit zur rechten Renaissance führt

Der Mainzer Historiker Andreas Rödder hat den Finger in eine Wunde gelegt, die schon lange eitert: Die selbsternannten Hüter der "richtigen" Meinung hätten mit ihrer Diskursverweigerung genau das provoziert, was sie angeblich verhindern wollten – eine massive Gegenbewegung nach rechts. Was für eine Überraschung! Wer hätte gedacht, dass Menschen sich wehren, wenn man ihnen vorschreibt, was sie denken, sagen und fühlen dürfen?

Die Queer-Klubs als Maßstab der Demokratie?

Besonders treffend formuliert es der CDU-Vordenker, wenn er feststellt, dass sich für viele Linke die Qualität der liberalen Demokratie offenbar an der "Anzahl Queer-Klubs pro Quadratkilometer" bemesse. Diese zugespitzte Beobachtung trifft den Nagel auf den Kopf: Aus einer berechtigten Bewegung für Toleranz sei ein staatlich gefordertes "Bekenntnis" geworden. Wer nicht mitmacht beim großen Regenbogen-Spektakel, gilt schnell als rückständig oder gar als Feind der Demokratie.

Die Ironie dabei? Genau diese Überdehnung des Toleranzbegriffs führt zur Intoleranz. Wenn Universitätsvorträge über biologische Geschlechter verhindert werden, wenn wissenschaftliche Fakten der Ideologie weichen müssen, dann überschreitet das jeden vernünftigen Rahmen legitimer Debatten. Es ist, als würde man die Schwerkraft leugnen, weil sie nicht ins politische Weltbild passt.

Von Foucault zu Putin – ein weiter Bogen

Rödder spannt einen bemerkenswerten Bogen von den postmodernen Denkern Foucault und Derrida bis zu den aktuellen geopolitischen Verwerfungen. Die dekonstruktivistischen Ideen hätten westliche Gesellschaften ihres Selbstbewusstseins beraubt – während gleichzeitig rechtspopulistische Bewegungen teils Putin-freundlich agierten. Ein "kühner intellektueller Move", wie Rödder selbst einräumt.

Tatsächlich zeigt sich hier ein fatales Paradoxon: Während die einen die eigene Kultur und Geschichte nur noch als Ansammlung von Verbrechen betrachten, suchen die anderen ihr Heil in autoritären Strukturen. Beide Extreme schwächen die liberale Demokratie von innen heraus.

Deutsche Energiepolitik als "knallharter nationaler Egoismus"?

Interessant ist Rödders Einschätzung zu Nord Stream 2, die er als Ausdruck "knallharter nationaler Egoismen" bezeichnet. Man könnte es auch anders sehen: Als Versuch, die Energieversorgung eines Industrielandes zu sichern. Aber in Zeiten, in denen Wirtschaftsinteressen per se als verwerflich gelten, während gleichzeitig die Deindustrialisierung voranschreitet, ist wohl jede rationale Energiepolitik verdächtig.

Die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine bezeichnet er als "schlechtestmögliche Variante" – ein Versprechen ohne Schutzgarantie. Hier zeigt sich einmal mehr, wie westliche Politik zwischen Wunschdenken und Realität pendelt, ohne eine klare Strategie zu verfolgen.

Die Kommentare sprechen Bände

Besonders aufschlussreich sind die Leserkommentare unter dem Artikel. Sie zeigen, dass viele Bürger die Nase voll haben von der ewigen Bevormundung. "Nach dem wir ja alle selber miterleben mussten, was dieser Linke Wahn alles zerstört, kann es nur auf der Rechten Seite weiter gehen", schreibt ein Leser treffend. Ein anderer merkt an, dass das Pendel "noch nicht einmal in der Mitte angekommen" sei.

Diese Stimmen aus dem Volk sollten den politischen Eliten zu denken geben. Wenn selbst moderate Bürger nur noch den Ausweg nach rechts sehen, dann hat die etablierte Politik fundamental versagt. Die Menschen wollen keine Belehrungen über Klimahysterie, Gender-Gaga oder unkontrollierte Migration – sie wollen Lösungen für reale Probleme.

Europa ohne die USA? Ein frommer Wunsch

Rödders vorsichtiger Optimismus bezüglich Europas Zukunft wirkt angesichts der Realitäten fast rührend naiv. Europa habe "weder wirtschaftlich noch militärisch die Kraft, ohne die USA zu bestehen" – eine bittere Wahrheit, die nach Jahrzehnten der Vernachlässigung eigener Verteidigungsfähigkeiten nicht überrascht.

Die angebliche "europäische Geschlossenheit" im Ukraine-Krieg ist bei genauerer Betrachtung eher ein Zweckbündnis aus Alternativlosigkeit denn echte Einigkeit. Sobald es ans Eingemachte geht – sprich: ans Geld und an nationale Interessen – bröckelt die Fassade schnell.

Was bleibt?

Rödders Analyse trifft wichtige Punkte, bleibt aber in der typisch akademischen Äquidistanz verhaftet. Er kritisiert die linke Identitätspolitik, distanziert sich aber gleichzeitig von der rechten Gegenbewegung. Diese Haltung mag intellektuell redlich sein, bietet aber keine Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit.

Die Wahrheit ist: Die Menschen haben genug von Debatten über Pronomen, während ihre Renten schrumpfen. Sie haben genug von Klimapanik, während ihre Arbeitsplätze verschwinden. Sie haben genug von offenen Grenzen, während die Kriminalität steigt. Der "Pendelschlag nach rechts" ist keine irrationale Trotzreaktion – er ist die logische Konsequenz einer Politik, die die Interessen der eigenen Bürger systematisch ignoriert hat.

Vielleicht sollten wir weniger über "Deutungshoheit" diskutieren und mehr über konkrete Lösungen. Weniger Ideologie, mehr Pragmatismus. Weniger Bevormundung, mehr Bürgernähe. Dann bräuchte es auch keine Pendelbewegungen mehr – weder nach links noch nach rechts.

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