Kettner Edelmetalle
26.05.2025
11:47 Uhr

Chinas Schuldenfalle: Wie Afrika seine Zukunft an Peking verpfändet

Die neue Seidenstraße führt geradewegs in die Abhängigkeit. Was als vermeintlicher Entwicklungsschub für den afrikanischen Kontinent begann, entpuppt sich zunehmend als perfide Strategie der chinesischen Machterweiterung. Mit über 170 Milliarden US-Dollar an Krediten hat sich das Reich der Mitte zwischen 2000 und 2022 als dominanter Gläubiger in Afrika etabliert – und dabei gleich mehr als die Hälfte aller afrikanischen Staaten in finanzielle Knechtschaft geführt.

Der rote Drache und seine goldenen Ketten

Die Mechanismen dieser modernen Form des Kolonialismus sind so simpel wie effektiv: China vergibt großzügige Kredite für Infrastrukturprojekte, die dann ausschließlich von chinesischen Unternehmen mit chinesischen Arbeitern und chinesischen Materialien umgesetzt werden. Die afrikanischen Länder bekommen zwar neue Flughäfen, Bahnlinien und Autobahnen – doch der Preis dafür ist ihre wirtschaftliche und politische Souveränität.

Angola führt die traurige Rangliste der Verschuldeten an: Mit etwa 20 Milliarden US-Dollar Schulden bei chinesischen Banken hat das Land seine Zukunft praktisch verpfändet. Auch Kenia ächzt unter der Last milliardenschwerer Kredite, während die heimische Wirtschaft bereits jetzt unter den Folgen leidet. Der kenianische Ökonom Aly Khan Satchu spricht von einer "gebeutelten" Wirtschaft – ein Euphemismus für den systematischen Ausverkauf nationaler Interessen.

Die Zinsfalle schnappt zu

Besonders perfide: Die Zinssätze chinesischer Kredite liegen laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft etwa dreimal so hoch wie die anderer öffentlicher Gläubiger. Während westliche Entwicklungsbanken zumindest den Anschein wahren, im Interesse der Empfängerländer zu handeln, macht Peking keinen Hehl daraus, dass es hier um knallharte Geschäftsinteressen geht.

"Die Zeit der wilden Kreditvergabe sei vorbei", meint der Volkswirt Churchill Ogutu. Doch ist das wirklich eine gute Nachricht? Oder hat China schlicht erkannt, dass die afrikanischen Länder bereits so tief in der Schuldenfalle stecken, dass weitere Kredite das eigene Risiko übersteigen würden?

Gescheiterte Prestigeprojekte und neue Strategien

Nicht alle chinesischen Mega-Projekte erweisen sich als Erfolgsgeschichten. Die Bahnstrecke von Mombasa nach Nairobi etwa ist ein Verlustgeschäft, der geplante Weiterbau nach Uganda wurde mangels chinesischer Finanzierung nie realisiert. Doch statt sich zurückzuziehen, passt Peking lediglich seine Strategie an.

Der neue Fokus liegt auf erneuerbaren Energien – ein Markt, den chinesische Unternehmen ohnehin dominieren. Mit Solarmodulen "Made in China" wird nun der nächste Abhängigkeitskreislauf in Gang gesetzt. Afrika liefert die Rohstoffe, China die Technologie – und kassiert doppelt ab.

Europa schaut tatenlos zu

Während die EU mit mickrigen 150 Milliarden Euro Investitionsversprechen versucht, dem chinesischen Einfluss etwas entgegenzusetzen, hat Peking längst Fakten geschaffen. Ghana und Äthiopien mussten bereits langwierige Umschuldungsverhandlungen durchlaufen – ein Vorgeschmack auf das, was vielen anderen afrikanischen Staaten noch bevorsteht.

Die deutsche Bundesregierung, die sich sonst gerne als Vorreiter in Sachen Entwicklungshilfe geriert, bleibt erstaunlich passiv. Statt klare Kante gegen die chinesische Schuldendiplomatie zu zeigen, verliert man sich in ideologischen Debatten über Gendergerechtigkeit und Klimaneutralität. Währenddessen sichert sich China systematisch Zugriff auf Afrikas Ressourcen und politischen Einfluss.

Ein Kontinent am Scheideweg

Afrika steht vor einer historischen Entscheidung: Entweder es befreit sich aus den goldenen Ketten Chinas, oder es akzeptiert seine Rolle als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für das Reich der Mitte. Die Tatsache, dass Nigeria trotz aller Warnzeichen ein neues Milliardendarlehen für eine Bahnstrecke aufgenommen hat, zeigt, wie schwer der Ausstieg aus dieser Abhängigkeit ist.

Es wäre an der Zeit, dass afrikanische Führungspersönlichkeiten den Mut aufbringen, "Nein" zu sagen zu chinesischen Kreditangeboten. Doch solange kurzfristige Prestigeprojekte wichtiger sind als langfristige Souveränität, wird China seinen Einfluss weiter ausbauen können. Die Frage ist nicht ob, sondern wann der erste afrikanische Staat seine Häfen, Minen oder andere strategische Infrastruktur an China abtreten muss, weil er seine Schulden nicht mehr bedienen kann.

In einer Zeit, in der physische Werte wie Gold und Silber als krisensichere Anlage an Bedeutung gewinnen, verpfänden afrikanische Staaten ihre wertvollsten Ressourcen an einen Gläubiger, der keine Gnade kennt. Ein mahnendes Beispiel dafür, wohin es führt, wenn man die eigene finanzielle Unabhängigkeit leichtfertig aufgibt.

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