
Chinas neuer Schachzug: Entwicklungsbank soll Dollar-Dominanz brechen
Die Volksrepublik China treibt mit Nachdruck die Gründung einer Entwicklungsbank für zehn eurasische Staaten voran – ein strategischer Zug, der die Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren und gleichzeitig wichtige Infrastrukturprojekte beschleunigen soll. Was auf den ersten Blick wie eine reine Finanzinitiative aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als geopolitischer Frontalangriff auf die amerikanische Währungshegemonie.
Xi Jinpings dringlicher Appell
Auf dem Gipfeltreffen der Shanghai Cooperation Organisation (SCO) in Tianjin erhob Präsident Xi Jinping seine Stimme mit ungewöhnlicher Dringlichkeit. Die neue Bank müsse "so schnell wie möglich" etabliert werden, um die Sicherheit und wirtschaftliche Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten zu stärken, ließ er verlauten. Diese Worte sind mehr als diplomatische Floskeln – sie spiegeln die wachsende Nervosität Pekings angesichts der "extraterritorialen Macht" wider, die Washington mit dem Dollar ausübt.
Die SCO, die seit 2001 China, Russland, Indien und sieben weitere Nationen vereint, hat sich längst von einem regionalen Sicherheitsbündnis zu einem ernstzunehmenden Gegenpol zur westlichen Weltordnung entwickelt. Die geplante Entwicklungsbank wäre dabei das fehlende Puzzlestück in einem alternativen Finanzsystem.
Mehr als nur eine Bank
Victor Gao vom Centre for China and Globalisation bringt es auf den Punkt: "Es wird ein natürlicher oder logischer Schritt nach vorne sein." Doch was er als "natürlich" bezeichnet, ist in Wahrheit ein kalkulierter Angriff auf die Fundamente der US-dominierten Weltwirtschaft. Die neue Institution würde nicht nur Kredite vergeben – sie würde ein paralleles Finanzsystem schaffen, das sich der Kontrolle Washingtons entzieht.
"Ich persönlich glaube, dass das Momentum auf Chinas Seite ist", fügt Gao hinzu – eine Einschätzung, die angesichts der jüngsten geopolitischen Verwerfungen durchaus zutreffend erscheint.
Die Dollar-Falle und ihre Folgen
Die Abhängigkeit vom US-Dollar hat sich für viele Länder zunehmend als zweischneidiges Schwert erwiesen. Washingtons Bereitschaft, seine Währung als geopolitische Waffe einzusetzen – sei es durch Sanktionen oder das Einfrieren von Vermögenswerten – hat bei vielen Staaten ein Umdenken ausgelöst. Die geplante SCO-Entwicklungsbank könnte hier Abhilfe schaffen, indem sie Transaktionen in lokalen Währungen oder alternativen Zahlungssystemen ermöglicht.
Besonders brisant: Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA unter Präsident Trump mit massiven Zollerhöhungen die Weltwirtschaft erschüttern. Die 20-prozentigen Strafzölle auf EU-Importe und die noch drastischeren 34 Prozent auf chinesische Waren treiben viele Länder geradezu in die Arme alternativer Wirtschaftsblöcke.
Infrastruktur als Machtinstrument
Die neue Bank soll vorrangig Infrastrukturprojekte in den Mitgliedsstaaten finanzieren – ein Bereich, in dem China bereits mit seiner Belt and Road Initiative bewiesen hat, wie effektiv wirtschaftliche Entwicklung als geopolitisches Instrument eingesetzt werden kann. Während westliche Institutionen oft mit bürokratischen Hürden und politischen Bedingungen aufwarten, verspricht die SCO-Bank schnelle und unbürokratische Hilfe.
Die Ironie der Geschichte: Während Deutschland und Europa sich in ideologischen Debatten über Klimaneutralität und Geschlechteridentität verlieren, schmiedet der Osten handfeste wirtschaftliche Allianzen. Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz mag zwar versprechen, keine neuen Schulden zu machen, plant aber gleichzeitig ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen – ein Widerspruch, der die Glaubwürdigkeit westlicher Finanzpolitik weiter untergräbt.
Ein neues Kapitel der Entdollarisierung
Die Gründung der SCO-Entwicklungsbank markiert möglicherweise den Beginn einer neuen Ära in der globalen Finanzarchitektur. Wenn zehn Länder mit einer Gesamtbevölkerung von über drei Milliarden Menschen beginnen, ihre Wirtschaftsbeziehungen außerhalb des Dollar-Systems zu organisieren, könnte dies weitreichende Konsequenzen haben.
Für Anleger bedeutet diese Entwicklung vor allem eines: Die Zeiten, in denen der US-Dollar als unumstrittene Weltreservewährung galt, neigen sich dem Ende zu. In einem solchen Umfeld gewinnen physische Werte wie Gold und Silber als währungsunabhängige Vermögensspeicher zunehmend an Bedeutung. Sie bieten Schutz vor den Verwerfungen, die eine mögliche Entthronung des Dollars mit sich bringen könnte.
Die Weichen für eine multipolare Finanzwelt sind gestellt. Ob der Westen rechtzeitig aufwacht und gegensteuert, oder ob er weiterhin in selbstgefälliger Überheblichkeit verharrt, wird die kommenden Jahrzehnte entscheidend prägen. Eines steht fest: Die Initiative aus Tianjin ist mehr als nur die Gründung einer weiteren Entwicklungsbank – sie ist eine Kampfansage an die bestehende Weltordnung.