Kettner Edelmetalle
06.09.2025
09:12 Uhr

BaFin-Chef Branson hält an Krypto-Skepsis fest: „Mehr Casino als Investment"

Die deutsche Finanzaufsicht bleibt auf Konfrontationskurs mit der digitalen Währungswelt. Mark Branson, oberster Wächter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), erneuerte auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel seine scharfe Kritik an Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Trotz der rasanten Entwicklungen im internationalen Finanzsektor – von rekordverdächtigen ETF-Starts bis zu staatlichen Bitcoin-Reserven – verharrt die deutsche Aufsichtsbehörde in ihrer ablehnenden Haltung.

Deutschlands Finanzaufsicht im Rückwärtsgang

Während die Vereinigten Staaten unter Präsident Trump eine strategische Bitcoin-Reserve aufbauen und BlackRock-Chef Larry Fink das digitale Gold als „legitim" bewirbt, warnt Branson weiterhin vor der vermeintlichen Gefahr. Seine Argumentation wirkt dabei zunehmend aus der Zeit gefallen: Kryptowährungen seien besonders attraktiv für Kriminelle, hätten keinen „inhärenten Wert" und seien „mehr Casino als Investment".

Diese Rhetorik erinnert fatal an die deutsche Skepsis gegenüber anderen technologischen Innovationen. Ob Internet, Mobilfunk oder E-Commerce – Deutschland hinkte stets hinterher, während andere Nationen die Chancen ergriffen. Nun droht sich dieses Muster bei der vielleicht wichtigsten Finanzinnovation des 21. Jahrhunderts zu wiederholen.

Die Realität spricht eine andere Sprache

Die Fakten strafen Bransons Warnungen Lügen. Der Bitcoin-ETF von BlackRock verzeichnete den erfolgreichsten Start in der Geschichte der Börsengehandelten Fonds. Institutionelle Investoren strömen in den Markt. Selbst deutsche Sparkassen – nicht gerade als Speerspitze der Innovation bekannt – bereiten ihren Kunden den Zugang zu digitalen Währungen vor.

Bransons Behauptung, der erleichterte Zugang mache Bitcoin nicht zu einer sinnvolleren Investition, offenbart ein fundamentales Missverständnis. Es geht nicht um den Zugang an sich, sondern um die dahinterliegende Nachfrage. Warum sollten Finanzgiganten wie BlackRock, Fidelity oder MicroStrategy Milliarden in etwas investieren, das angeblich keinen Wert besitzt?

Das Märchen vom fehlenden „inhärenten Wert"

Die Argumentation vom fehlenden „inhärenten Wert" ist ein beliebtes, aber intellektuell unredliches Totschlagargument. Nach dieser Logik hätte auch Gold keinen Wert – es wirft schließlich keine Cashflows ab. Der Wert eines Gutes bestimmt sich durch Angebot und Nachfrage, durch seinen Nutzen für die Menschen. Bitcoin löst reale Probleme: Es ist zensurresistent, konfiszierungssicher und in seiner Menge mathematisch begrenzt – Eigenschaften, die in Zeiten galoppierender Staatsverschuldung und Inflationspolitik zunehmend geschätzt werden.

Besonders pikant: Während Branson vor dem „Paralleluniversum" der Kryptowährungen warnt, schaffen die US-Aufsichtsbehörden SEC und CFTC aktiv regulatorische Klarheit und fördern die Integration digitaler Assets in das traditionelle Finanzsystem. Die Botschaft ist klar: Amerika will führen, Deutschland will warnen.

Verbraucherschutz als Vorwand für Innovationsfeindlichkeit?

Natürlich gibt es im Krypto-Sektor schwarze Schafe und spekulative Projekte. Doch Bitcoin pauschal mit windigen Altcoins in einen Topf zu werfen, zeugt entweder von mangelndem Verständnis oder bewusster Irreführung. Bitcoin existiert seit über 16 Jahren, hat multiple Krisen überstanden und sich als robustes, dezentrales Wertspeichersystem etabliert.

Der vorgeschobene Verbraucherschutz wirkt wie ein Feigenblatt für regulatorische Bevormundung. Mündige Bürger sollten selbst entscheiden dürfen, wie sie ihr Vermögen anlegen – ob in überschuldete Staatsanleihen, volatile Aktien oder eben in digitales Gold. Die Aufgabe der Aufsicht sollte es sein, für transparente Rahmenbedingungen zu sorgen, nicht für Investitionsverbote durch die Hintertür.

Deutschland verpasst erneut den Anschluss

Während die BaFin vor dem „Casino" warnt, positionieren sich andere Nationen strategisch im digitalen Finanzsektor. Die Schweiz, Singapur und die USA schaffen attraktive Rahmenbedingungen für Krypto-Unternehmen. Deutschland hingegen verharrt in regulatorischer Starre und riskiert, bei der nächsten technologischen Revolution abgehängt zu werden.

Die Geschichte lehrt uns: Innovationen lassen sich nicht aufhalten, nur verzögern. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – oder in diesem Fall der globale Wettbewerb. Es wäre nicht das erste Mal, dass deutsche Bedenkenträger eine Zukunftstechnologie verschlafen, während andere Nationen die Früchte ernten.

„Wenn etwas zugänglicher wird, macht es das nicht zu einer sinnvolleren Investition", meint Branson. Richtig – aber wenn immer mehr kluge Köpfe und erfolgreiche Unternehmen in etwas investieren, sollte man vielleicht seine vorgefassten Meinungen überdenken.

Die deutsche Politik und ihre Aufsichtsbehörden täten gut daran, weniger zu warnen und mehr zu verstehen. Bitcoin ist gekommen, um zu bleiben. Die Frage ist nur: Will Deutschland Gestalter oder Zaungast dieser Revolution sein? Mit Bransons Haltung kennen wir die Antwort bereits.

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