Kettner Edelmetalle
18.07.2025
05:44 Uhr

Zypern-Gespräche: Fortschritte oder nur heiße Luft? Die UN feiert sich selbst, während die Teilung bleibt

UN-Generalsekretär António Guterres verkündete gestern in New York mit großem Tamtam "konstruktive Fortschritte" bei den Zypern-Gesprächen. Doch was steckt wirklich hinter dieser Erfolgsmeldung? Ein genauerer Blick offenbart: Es handelt sich um minimale Zugeständnisse, die an der grundlegenden Teilung der Insel nichts ändern werden.

Vier von sechs - eine magere Bilanz

Nach dem vierten erweiterten Treffen im UN-Hauptquartier präsentierte Guterres seine Erfolgsbilanz: Von sechs vereinbarten vertrauensbildenden Maßnahmen seien bereits vier umgesetzt worden. Klingt beeindruckend? Mitnichten. Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich diese "Erfolge" als Selbstverständlichkeiten: Ein technisches Komitee für Jugendliche wurde eingerichtet, Umweltinitiativen gestartet, Friedhöfe restauriert und über Minenräumung gesprochen. Revolutionär? Wohl kaum.

Die wirklich heiklen Themen - die Öffnung von vier Grenzübergängen und Solarenergieprojekte in der Pufferzone - bleiben weiterhin in der Schwebe. Man "diskutiere" darüber, heißt es diplomatisch. Nach über 50 Jahren der Teilung sind das wahrlich bahnbrechende Fortschritte.

Die ewige Teilung - ein Erbe gescheiterter Politik

Seit der türkischen Militärintervention 1974, ausgelöst durch einen Putschversuch pro-griechischer Aktivisten, ist Zypern geteilt. Etwa 37 Prozent der Insel stehen unter türkischer Kontrolle. Die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird international nur von Ankara anerkannt - ein diplomatisches Kuriosum, das die Komplexität des Konflikts verdeutlicht.

"Es ist ein langer Weg vor uns", räumte selbst Guterres ein - eine Untertreibung sondergleichen angesichts der jahrzehntelangen Stagnation.

Neue Initiativen als Ablenkungsmanöver?

Die neu vereinbarten Maßnahmen lesen sich wie ein Wunschzettel gut gemeinter Absichtserklärungen: Ein Beratungsgremium für die Zivilgesellschaft, der Austausch kultureller Artefakte, verbesserte Luftqualitätsmessungen und die Bekämpfung von Mikroplastik. Alles wichtige Themen - keine Frage. Doch lösen sie das Kernproblem der Teilung? Wohl kaum.

Diese Initiativen erinnern fatal an die endlosen EU-Gipfel, bei denen man sich auf Nebensächlichkeiten einigt, während die großen Probleme ungelöst bleiben. Es ist symptomatisch für die moderne Diplomatie: Man feiert kleine Schritte als große Erfolge, während die eigentlichen Herausforderungen unter den Teppich gekehrt werden.

Das "Fünf-plus-Eins"-Format - ein zahnloser Tiger

Das Treffen fand im sogenannten "Fünf-plus-Eins"-Format statt: Die Führer der griechischen und türkischen Gemeinschaften Zyperns, Vertreter der drei Garantiemächte Griechenland, Türkei und Großbritannien sowie der UN-Generalsekretär. Ein Format, das seit Jahren keine substanziellen Ergebnisse liefert. Die Garantiemächte, die eigentlich für Stabilität sorgen sollten, sind Teil des Problems geworden.

Die Realität hinter der Diplomatie

Während Guterres von "Fortschritt" spricht, bleibt die harte Realität bestehen: Familien sind seit Generationen getrennt, Eigentumsfragen ungeklärt, die wirtschaftliche Entwicklung gehemmt. Die jungen Menschen auf beiden Seiten der Insel kennen nichts anderes als die Teilung - für sie ist es Normalität geworden.

Die internationale Gemeinschaft, allen voran die EU, hat es versäumt, echten Druck auszuüben. Stattdessen begnügt man sich mit symbolischen Gesten und feiert Minimalfortschritte als Durchbrüche. Diese Art der Konfliktlösung - oder besser gesagt: Konfliktverwaltung - ist symptomatisch für die Schwäche westlicher Diplomatie.

Ein Blick in die Zukunft

Guterres kündigte weitere Treffen während der UN-Generalversammlung im September und später im Jahr an. Man darf gespannt sein, welche "Fortschritte" dann verkündet werden. Vielleicht einigt man sich auf gemeinsame Mülltrennungsinitiativen oder einen Arbeitskreis zur Förderung des Radverkehrs?

Die Zypern-Frage zeigt exemplarisch das Versagen internationaler Konfliktlösung. Statt klare Positionen zu beziehen und echte Lösungen zu fordern, verliert man sich in endlosen Gesprächsrunden und feiert Scheinerfolge. Die Menschen auf Zypern verdienen mehr als diese diplomatischen Placebos. Sie verdienen eine echte Perspektive für eine gemeinsame Zukunft - oder zumindest die ehrliche Anerkennung, dass die Teilung unter den gegebenen Umständen die Realität bleiben wird.

Die wahre Tragödie liegt nicht nur in der fortdauernden Teilung, sondern in der Tatsache, dass sich alle Beteiligten mit diesem Zustand arrangiert haben. Die UN feiert sich für minimale Fortschritte, die Garantiemächte wahren ihre Interessen, und die Menschen auf Zypern? Sie haben gelernt, mit der Teilung zu leben - mangels echter Alternativen.

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