
Wenn Journalisten zu Aktivisten werden: Der Fall Stefan Weber entlarvt die Doppelmoral deutscher Leitmedien
Es ist schon bemerkenswert, wie schnell aus einem gefeierten Plagiatsjäger ein "äußerst umstrittener" Zeitgenosse werden kann. Der österreichische Plagiatsforscher Stefan Weber hat am eigenen Leib erfahren müssen, was passiert, wenn man es wagt, die falschen Leute zu kritisieren. In einem aufschlussreichen Interview mit Telepolis rechnet er nun schonungslos mit dem deutschen Medienbetrieb ab – und seine Worte sollten jeden nachdenklich stimmen, der noch an die Unabhängigkeit unserer sogenannten Qualitätsmedien glaubt.
Die Metamorphose vom Helden zum Bösewicht
Weber beschreibt eindrücklich, wie er vom gefeierten Kämpfer gegen Copy & Paste zum Klassenfeind der linken Medienelite wurde. Der Wendepunkt? Er begann, nicht mehr nur konservative Politiker ins Visier zu nehmen, sondern auch die Lieblinge der grün-linken Journaille. Plötzlich mutierte der einst geschätzte Experte zum "sinistren" Charakter, den es zu diskreditieren galt.
Besonders pikant: Der Spiegel, der Weber einst als Vorkämpfer gegen Plagiate interviewte, bezeichnet ihn nun als "äußerst umstritten". Weber entlarvt diese Etikettierung als das, was sie ist: eine bewusste Konstruktion der Wirklichkeit. "Der Spiegel-Journalist schreibt sich seine Wirklichkeit herbei", konstatiert er trocken und verweist dabei auf konstruktivistische Theorien.
Der Fall Baerbock als Augenöffner
Was Weber besonders aufbrachte, war der Umgang mit den Plagiatsvorwürfen gegen Annalena Baerbock im Jahr 2021. Während bei konservativen Politikern jeder Zitierfehler zum Skandal aufgebauscht wurde, versuchten Medien wie der Spiegel und der Stern, die grüne Kanzlerkandidatin trotz nachgewiesener Plagiate zur "bestens geeigneten neuen Kanzlerin" hochzujazzen. Diese eklatante Doppelmoral habe ihn wieder politisiert, gibt Weber zu.
"Seitdem denke ich (wieder) politisch. Und natürlich überprüfen mein Team und ich Personen, die aktuell im Fokus der Öffentlichkeit stehen, vor Wahlentscheidungen."
Journalisten als verkappte Aktivisten
Webers Vorwurf wiegt schwer: Viele Journalisten seien in Wahrheit "Polit-Aktivisten", die ihre ideologische Agenda über journalistische Standards stellten. Er nennt namentlich den österreichischen Journalisten Florian Klenk als weiteres Beispiel für diesen Typus des aktivistischen Reporters.
Die Strategie sei dabei immer dieselbe: Passt ein Plagiatsvorwurf nicht ins politische Weltbild, werde nicht etwa der Vorwurf untersucht, sondern der Überbringer der schlechten Nachricht diskreditiert. "Wie schaffe ich es am besten, den wahren Plagiatsvorwurf gegenüber Alexandra Föderl-Schmid aus den Schlagzeilen zu bringen? Na, indem ich den Aufdecker der Plagiate als sinistre Figur frame", erklärt Weber das perfide Spiel.
Die Ironie des Namens
Mit beißendem Sarkasmus merkt Weber an, dass es geradezu ironisch sei, dass das Medium ausgerechnet Spiegel heiße – denn mit einem Spiegel, der die Realität reflektiert, habe es nichts zu tun. Stattdessen konstruiere man sich die gewünschte Wirklichkeit selbst.
Der Fall Weber zeigt exemplarisch, wie weit sich Teile des deutschen Journalismus von ihrer eigentlichen Aufgabe entfernt haben. Statt neutral zu berichten und alle Seiten gleichermaßen kritisch zu hinterfragen, agieren viele Redaktionen als verlängerter Arm grün-linker Politik. Wer es wagt, die falschen Leute zu kritisieren, wird nicht etwa für seine Arbeit gewürdigt, sondern systematisch demontiert.
Zeit für eine Rückbesinnung
Es wird höchste Zeit, dass sich der deutsche Journalismus wieder auf seine Kernaufgabe besinnt: unabhängig, kritisch und ohne Ansehen der Person zu berichten. Die Glaubwürdigkeit der Medien hat in den letzten Jahren massiv gelitten – nicht zuletzt wegen solcher Fälle wie dem von Stefan Weber beschriebenen. Wenn Journalisten zu Aktivisten werden und ihre ideologische Agenda über die Wahrheit stellen, verlieren sie ihre wichtigste Währung: das Vertrauen der Leser.
Weber mag in seinem Vorgehen nicht immer diplomatisch sein, und man kann über das Timing seiner Veröffentlichungen durchaus diskutieren. Doch seine grundsätzliche Kritik trifft einen wunden Punkt: Ein Journalismus, der mit zweierlei Maß misst und je nach politischer Couleur unterschiedliche Standards anlegt, hat seine Daseinsberechtigung verloren. Es ist an der Zeit, dass sich die deutsche Medienlandschaft dieser unbequemen Wahrheit stellt.
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