Kettner Edelmetalle
03.09.2024
05:50 Uhr

Türkei beantragt offiziell Brics-Mitgliedschaft: Ein geopolitischer Wendepunkt?

Türkei beantragt offiziell Brics-Mitgliedschaft: Ein geopolitischer Wendepunkt?

Die Türkei hat offiziell um Aufnahme in die Brics-Gruppe gebeten. Dieser Schritt erfolgt vor dem Hintergrund stockender Fortschritte beim EU-Beitritt und könnte eine bedeutende Verschiebung im geopolitischen Gleichgewicht darstellen. Laut Berichten des amerikanischen Nachrichtenportals Bloomberg soll die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan diesen Antrag gestellt haben, um ihren globalen Einfluss zu stärken und die Beziehungen zu nichtwestlichen Verbündeten zu vertiefen.

Frustration über EU-Beitritt

Seit Jahrzehnten bemüht sich die Türkei um einen Beitritt zur Europäischen Union, jedoch ohne nennenswerte Fortschritte. Diese Frustration scheint nun zu einem Umdenken in Ankara geführt zu haben. Der Beitrittsantrag zur Brics-Gruppe könnte als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Türkei ihre Zukunft zunehmend außerhalb der westlichen Sphäre sieht.

Geopolitische Neuausrichtung

Die Brics-Gruppe, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, hat sich in den letzten Jahren als ernstzunehmende Alternative zu westlichen Allianzen wie der G7 oder der Nato positioniert. Mit der Aufnahme von Ägypten, Äthiopien, dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten in diesem Jahr wächst die Gruppe weiter. Eine mögliche nächste Erweiterung könnte beim Brics-Gipfel im Oktober in Kasan, Russland, diskutiert werden.

Einfluss auf die Nato

Der Beitrittsantrag der Türkei zur Brics-Gruppe könnte auch innerhalb der Nato für Spannungen sorgen. Ankara hat seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine enge Beziehungen zu Moskau gepflegt, was zu Meinungsverschiedenheiten mit anderen Nato-Mitgliedern geführt hat. Die Türkei betont jedoch, dass sie weiterhin ihren Verpflichtungen als Nato-Mitglied nachkommen werde.

Wirtschaftliche Aspekte

Ein weiterer Grund für den Beitrittsantrag könnte die wirtschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Brics-Gruppe sein. Russland forciert die Einführung der "Brics Bridge", einer digitalen Zahlungsplattform, um westliche Sanktionen zu umgehen und den Handel unter den Brics-Staaten zu fördern. Diese Plattform könnte auch die Rolle des US-Dollars in der Weltwirtschaft schwächen, was im Interesse der Türkei liegen könnte.

Erdoğan's Vision

Präsident Erdogan betonte kürzlich in Istanbul, dass die Türkei ein starkes, wohlhabendes und angesehenes Land werden könne, wenn sie ihre Beziehungen sowohl zum Osten als auch zum Westen verbessere. "Jede andere Methode wird der Türkei nicht nützen, sondern schaden", sagte er.

Historischer Kontext

Die Türkei hat bereits mehrfach signalisiert, dass sie sich nicht zwischen der Europäischen Union und anderen internationalen Organisationen wie der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) entscheiden müsse. Erdogan hat wiederholt eine Umstrukturierung des UN-Sicherheitsrats gefordert und sein Interesse an einem SCO-Beitritt bekundet. Diese Schritte unterstreichen das Bestreben der Türkei, eine eigenständige und unabhängige Außenpolitik zu verfolgen.

Ob der Beitrittsantrag zur Brics-Gruppe Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Türkei damit ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft sendet: Sie ist bereit, neue Wege zu gehen und ihre geopolitischen Allianzen neu zu definieren.

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