Kettner Edelmetalle
19.07.2025
16:02 Uhr

Trumps Zollkeule zwingt EU zum Umdenken – Indonesien-Deal als Wendepunkt

Die Handelspolitik der Europäischen Union erlebt unter dem Druck von Donald Trumps aggressiver Zollstrategie eine bemerkenswerte Kehrtwende. Was jahrelang an ideologischen Grabenkämpfen und überzogenen Umweltauflagen scheiterte, gelang nun binnen weniger Monate: Der Abschluss eines Freihandelsabkommens mit Indonesien nach zehn Jahren zäher Verhandlungen. Diese plötzliche Einigung offenbart nicht nur die Schwäche der EU-Position, sondern auch die Verzweiflung angesichts der neuen geopolitischen Realitäten.

Vom Poltern zur Partnerschaft

Noch vor einem Jahr tönte der indonesische Präsident Prabowo Subianto selbstbewusst: "Wir brauchen Europa nicht mehr." Diese markigen Worte, geschleudert in Richtung der versammelten europäischen Botschafter in Jakarta, spiegelten die tiefe Frustration über die realitätsfernen Umweltschutzforderungen der EU wider. Doch kaum droht Trump mit 32 Prozent Zöllen auf indonesische Exporte, verwandelt sich der Löwe in ein Lämmchen. Bei der Pressekonferenz mit Ursula von der Leyen gab sich Prabowo plötzlich "jovial, freundlich und zufrieden" – ein Schauspiel, das die neue Machtverteilung in der Welthandelspolitik eindrucksvoll demonstriert.

Die EU-Kommission ihrerseits vollführt einen bemerkenswerten Spagat zwischen ihren hochfliegenden Klimazielen und der harten Realität des globalen Wettbewerbs. Visa-Erleichterungen für indonesische Staatsbürger und die Herabstufung des Landes von "high risk" auf "standard risk" bei der umstrittenen EU-Entwaldungsrichtlinie – all das sind Zugeständnisse, die noch vor kurzem undenkbar gewesen wären.

Die neue Pragmatik der Verzweiflung

Was sich hier als "neuer Pragmatismus" verkaufen lässt, ist in Wahrheit das Eingeständnis eines jahrelangen Irrwegs. Die EU hat mit ihrer moralisierenden Handelspolitik, die mehr auf grüne Ideologie als auf wirtschaftliche Vernunft setzte, wertvolle Zeit verschenkt. Während China systematisch seinen Einfluss in Südostasien ausbaute, verstrickte sich Brüssel in endlose Debatten über Nachhaltigkeitsklauseln und Umweltstandards.

"Vorbei scheinen die Zeiten von handelsfernen Maximalforderungen etwa im Klima- und Umweltbereich, die den erfolgreichen Abschluss von Handelsabkommen mit zahlreichen Schwellenländern torpedierten."

Diese späte Einsicht kommt einem Offenbarungseid gleich. Jahrelang predigte die EU-Kommission den Schwellenländern von ihrer moralischen Überlegenheit, nur um jetzt kleinlaut zurückzurudern, wenn der Wind aus Washington schärfer weht.

Trumps unfreiwilliges Geschenk

Ironischerweise könnte Trumps protektionistische Politik der EU tatsächlich neue Türen öffnen. Mit 285 Millionen Einwohnern ist Indonesien ein gewaltiger Markt, den die EU viel zu lange vernachlässigt hat. Die Schwellen- und Entwicklungsländer, die unter Trumps Zollregime leiden, suchen verzweifelt nach Alternativen. Der europäische Binnenmarkt mit seinen 450 Millionen kaufkräftigen Konsumenten wird plötzlich wieder attraktiv – nicht wegen der Stärke der EU, sondern wegen der Schwäche der Alternativen.

Die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Malaysia und die ambitionierten Pläne für ein Handelsabkommen mit Indien noch in diesem Jahr zeigen, dass in Brüssel endlich die Alarmglocken läuten. Doch ob diese späte Einsicht ausreicht, um verlorenen Boden gutzumachen, bleibt fraglich.

Die Lehren aus dem Debakel

Der Fall Indonesien sollte der EU eine Lehre sein: Handelspolitik ist kein Vehikel für ideologische Kreuzzüge. Während die Kommission jahrelang auf unrealistischen Umweltstandards beharrte, bauten andere Mächte ihre Wirtschaftsbeziehungen aus. Die plötzliche Kehrtwende mag pragmatisch sein, sie offenbart aber auch die Schwäche einer Union, die ihre eigenen Interessen zu lange hinter wohlklingenden, aber weltfremden Zielen versteckt hat.

Trump mag mit seiner Zollpolitik der EU ungewollt eine Chance eröffnet haben. Doch diese Chance ist geboren aus der Not, nicht aus Stärke. Die EU muss sich fragen, warum es erst des Drucks aus Washington bedurfte, um endlich zu erkennen, dass Handelspolitik in erster Linie den eigenen Bürgern und Unternehmen dienen sollte – und nicht als Instrument zur Weltverbesserung missbraucht werden darf.

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz täte gut daran, diese Lektion zu beherzigen. Deutschland als Exportnation kann es sich nicht leisten, weiterhin einer Handelspolitik zu folgen, die mehr auf grünen Träumereien als auf wirtschaftlicher Vernunft basiert. Es ist höchste Zeit, dass auch in Berlin der Realismus Einzug hält, den Brüssel gerade schmerzhaft lernen muss.

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