
Trumps Ukraine-Volte: Vom Lieferstopp zur neuen Waffenhilfe in nur wenigen Tagen
Was für ein politisches Schauspiel liefert uns der 47. US-Präsident Donald Trump da ab? Erst verkündet er vollmundig einen Lieferstopp für Waffensysteme an die Ukraine, nur um wenige Tage später eine komplette Kehrtwende hinzulegen. Am Montagabend Washingtoner Zeit erklärte Trump überraschend, dass die Vereinigten Staaten die Ukraine doch weiterhin militärisch unterstützen würden. Seine Begründung? Das Land müsse „in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen."
Von der Kritik zur Unterstützung – Trumps widersprüchlicher Kurs
Noch in der Vorwoche hatte Trump die umfangreichen Militärhilfen seines Vorgängers Joe Biden scharf kritisiert. Biden habe „das ganze Land geleert, um ihnen Waffen zu geben", wetterte der Präsident und mahnte, die USA müssten sicherstellen, „dass wir genug für uns selbst haben". Das Pentagon hatte daraufhin prompt reagiert und bestimmte Lieferungen ausgesetzt – darunter Luftabwehrraketen und präzisionsgelenkte Artilleriesysteme.
Doch was ist nun passiert? Hat Trump plötzlich sein Herz für die Ukraine entdeckt? Oder steckt hinter dieser Volte ein ganz anderes Kalkül? Die Antwort dürfte wie so oft bei Trump irgendwo dazwischen liegen. Der Mann, der im Wahlkampf noch großspurig verkündete, er würde den Krieg in 24 Stunden beenden, muss nun offenbar erkennen, dass die geopolitische Realität komplexer ist als seine markigen Sprüche.
„Ich beende Kriege" – Trumps vollmundige Versprechen
Besonders pikant ist Trumps Aussage „Ich beende Kriege" angesichts seiner bisherigen Erfolgsbilanz in dieser Hinsicht. Ein Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verlief nach eigenen Angaben ergebnislos. Auf die Frage nach Fortschritten in Richtung einer Friedenslösung antwortete Trump ungewohnt ehrlich: „Nein, ich habe überhaupt keine Fortschritte mit ihm erzielt." Er sei „nicht glücklich" über den fortdauernden Krieg, gestand der Präsident ein.
„Wir müssen sicherstellen, dass wir genug für uns selbst haben" – Donald Trump über Waffenlieferungen an die Ukraine, nur wenige Tage vor seiner Kehrtwende
Diese Ehrlichkeit ist bemerkenswert für einen Mann, der sonst gerne seine vermeintlichen Erfolge überhöht darstellt. Offenbar dämmert es auch Trump, dass Putin nicht einfach auf einen Anruf aus Washington wartet, um den Krieg zu beenden. Die geopolitischen Realitäten lassen sich eben nicht mit ein paar markigen Tweets oder Telefonaten aus der Welt schaffen.
Selenskyj und die Luftverteidigung – Was steckt dahinter?
Interessant ist auch das Timing von Trumps Kehrtwende. Am Freitag hatte er mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Dieser berichtete anschließend, man habe „über Möglichkeiten bei der Luftverteidigung gesprochen" und vereinbart, „zusammenzuarbeiten, um den Schutz unseres Himmels zu verstärken". Hat Selenskyj es geschafft, Trump von der Notwendigkeit weiterer Unterstützung zu überzeugen? Oder spielen hier ganz andere Faktoren eine Rolle?
Die Betonung auf „Verteidigungswaffen" deutet darauf hin, dass Trump versucht, einen Mittelweg zu finden. Er will weder als derjenige dastehen, der die Ukraine im Stich lässt, noch als Kriegstreiber gelten. Diese Gratwanderung könnte jedoch schnell zum politischen Drahtseilakt werden.
Die innenpolitischen Kosten von Trumps Ukraine-Politik
Trumps widersprüchlicher Kurs in der Ukraine-Frage dürfte auch innenpolitisch nicht ohne Folgen bleiben. Seine Basis, die ihm gerade wegen seiner „America First"-Politik die Treue hält, könnte die fortgesetzten Milliardenhilfen für ein Land am anderen Ende der Welt kritisch sehen. Schließlich hatte Trump im Wahlkampf versprochen, das Geld der amerikanischen Steuerzahler nicht mehr in endlose Auslandskriege zu pumpen.
Andererseits steht Trump unter erheblichem Druck der republikanischen Establishment-Politiker, die eine harte Linie gegenüber Russland fordern. Dieser Spagat zwischen verschiedenen Flügeln seiner Partei und seiner eigenen Wahlversprechen könnte sich als eine der größten Herausforderungen seiner zweiten Amtszeit erweisen.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass auch ein Donald Trump die komplexen geopolitischen Realitäten nicht einfach per Dekret ändern kann. Seine Kehrtwende in der Ukraine-Frage zeigt, dass zwischen Wahlkampfrhetorik und Regierungsverantwortung oft Welten liegen. Ob seine neue Position von Dauer sein wird oder ob uns schon bald die nächste Volte erwartet, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Die Ukraine-Politik wird auch unter Trump ein heißes Eisen bleiben – und die amerikanischen Steuerzahler werden weiterhin zur Kasse gebeten.
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