
Trump zeigt sich gesprächsbereit: USA und Iran nehmen Atomverhandlungen in Oslo wieder auf
Die Vereinigten Staaten und der Iran stehen kurz davor, ihre Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in der kommenden Woche in Oslo wieder aufzunehmen. Dies berichtete Axios unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Quellen. Es wäre das erste persönliche Treffen nach dem israelisch-amerikanischen Angriff auf den Iran im vergangenen Monat – einem Angriff, der erfolgte, während die Atomgespräche noch in vollem Gange waren.
Präsident Trump bestätigte am Donnerstag gegenüber Reportern den beiderseitigen Wunsch, die Gespräche wieder aufzunehmen. Überraschenderweise erklärte er sich sogar bereit, persönlich daran teilzunehmen, "falls notwendig". Während das genaue Datum noch nicht feststeht und keines der beiden Länder die Nachricht bisher offiziell bestätigt hat, sollen sich nach Angaben der Quellen der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, und der iranische Außenminister Abbas Araghchi treffen.
Der Kern des Konflikts: Urananreicherung als souveränes Recht?
Im Zentrum der Pattsituation steht Amerikas Beharren darauf, dass der Iran die Urananreicherung einstellen müsse. Eine Forderung, die Teheran vehement zurückweist. Der Iran besteht darauf, dass dies sein Recht als souveräner Staat und Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrags sei – im Gegensatz zu Israel, das dem Vertrag nie beigetreten ist. Diese Position erhielt kürzlich Unterstützung vom russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron das "legitime Recht des Iran auf die Entwicklung friedlicher Nukleartechnologie" unter Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bekräftigte.
In einer weiteren wichtigen Entwicklung wies Außenminister Araghchi Berichte als "Fake News" zurück, wonach der Iran seine Zusammenarbeit mit der IAEA aussetze. Über einen Beitrag auf X stellte er klar, dass ein neues iranisches Gesetz, das "durch die rechtswidrigen Angriffe auf unsere Nuklearanlagen ausgelöst wurde", vorschreibe, dass die Koordination mit der IAEA "aus offensichtlichen Sicherheitsgründen über den Obersten Nationalen Sicherheitsrat des Iran erfolgen" müsse.
Die Folgen der jüngsten Militärschläge
Der von Israel initiierte Krieg gegen den Iran gipfelte darin, dass die Vereinigten Staaten drei iranische Atomanlagen angriffen. B-2-Bomber warfen dabei 14 je 20.000 Pfund schwere Bomben auf die Urananreicherungsanlage Fordow ab, die sich unter einem Berg befindet. Trump verkündete, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm "ausgelöscht". Nach jüngsten Behauptungen der Regierung sei der Zeitplan, nach dem der Iran eine Atomwaffe zusammenbauen könnte (falls er sich dazu entschließen sollte), um fast zwei Jahre zurückgeworfen worden.
Allerdings bleiben erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit dieser Angriffe bestehen. Satellitenbilder zeigten vor dem Angriff auf Fordow eine Reihe von Lastwagen vor der Anlage, und ein iranischer Beamter behauptete, die US-Bombardierung habe "keinen großen Schlag versetzt, weil die Materialien bereits herausgebracht worden waren". US-amerikanische und israelische Beamte behaupten hingegen, das Uran sei durch die Bombardierung nun "von der Außenwelt abgeschottet". Selbst wenn dies zuträfe, dürfte dieser Zustand höchst flüchtig sein, da der Iran die Fähigkeit besitzt, es einfach wieder auszugraben.
Trumps überraschende Gesprächsbereitschaft
Als Trump sich am Donnerstag anschickte, die Air Force One für eine Kundgebung in Iowa zu besteigen, erklärte er gegenüber Reportern seine Bereitschaft zur persönlichen Diplomatie: "Der Iran möchte sprechen, und ich denke, sie würden gerne mit mir sprechen, und es ist an der Zeit, dass sie das tun. Wir wollen ihnen nicht schaden, wir wollen, dass sie wieder ein Land werden. Sie wurden verprügelt – [Iran und Israel] waren beide erschöpft, ehrlich gesagt – aber der Iran wurde wirklich verprügelt... Sie wollen sich treffen, und wenn es notwendig ist, werde ich es tun, aber Steve (Witkoff) ist sehr involviert und hat einen fantastischen Job gemacht."
Diese Äußerungen markieren eine bemerkenswerte Wende in der amerikanischen Iran-Politik. Die Wurzeln der heutigen Sackgasse liegen im Mai 2018, als Trump die Vereinigten Staaten aus dem Atomabkommen zurückzog, das 2015 zwischen dem Iran und verschiedenen westlichen Regierungen ausgehandelt worden war. Im Rahmen dieses Abkommens hatte sich der Iran zu einer Vielzahl von Sicherheitsvorkehrungen verpflichtet, darunter die Eliminierung seines mittelangereicherten Urans, die Reduzierung seines niedrig angereicherten Uranbestands um 98 Prozent, die Begrenzung der künftigen Anreicherung auf 3,67 Prozent, die drastische Reduzierung seiner Zentrifugen und die Unterwerfung unter eine verstärkte externe Überwachung.
Vertrauenskrise und diplomatische Herausforderungen
Zum Zeitpunkt des amerikanischen Rückzugs hielt sich der Iran laut IAEA vollständig an die Vereinbarung. Als Reaktion auf die Wiedereinführung der US-Sanktionen begann der Iran jedoch, von den Bedingungen des Abkommens abzuweichen – insbesondere durch die Anreicherung von Uran auf 60 Prozent. Dies schien der einzige Hebel zu sein, den Teheran hatte, um das Abkommen wiederzubeleben und die Sanktionen loszuwerden, die die iranische Wirtschaft ausgelaugt und unschuldigen iranischen Bürgern einen harten Tribut abverlangt haben.
Besonders brisant: Israel startete seinen Überraschungsangriff am 13. Juni, nur zwei Tage bevor amerikanische und iranische Diplomaten ihre sechste Gesprächsrunde im Oman abhalten sollten. Präsident Trump behauptete, er habe das Datum des israelischen Angriffs im Voraus gekannt. "Wie können wir den Amerikanern vertrauen?", fragte der stellvertretende iranische Außenminister Majid Takht Ravanchi gegenüber NBC. "Wir wollen, dass sie uns erklären, warum sie uns in die Irre geführt haben, warum sie eine so ungeheuerliche Aktion gegen unser Volk unternommen haben... Wir sind für Diplomatie", aber die Trump-Regierung müsse "uns davon überzeugen, dass sie keine militärische Gewalt anwenden werden, während wir verhandeln."
Die bevorstehenden Gespräche in Oslo könnten einen Wendepunkt darstellen. Ob sie jedoch zu einer dauerhaften Lösung führen werden, bleibt angesichts des tiefen Misstrauens auf beiden Seiten und der komplexen geopolitischen Dynamik im Nahen Osten höchst ungewiss. Eines scheint jedoch klar: Beide Seiten erkennen, dass eine weitere Eskalation für niemanden von Vorteil wäre. Die Frage ist nur, ob dieser Pragmatismus ausreicht, um die tiefen ideologischen und strategischen Gräben zu überbrücken, die Washington und Teheran trennen.
- Themen:
- #Energie