Kettner Edelmetalle
18.06.2025
06:59 Uhr

Trump pokert hoch: EU-Handelsdeal steht auf der Kippe

Die transatlantischen Handelsbeziehungen stehen vor einer dramatischen Zerreißprobe. US-Präsident Donald Trump zeigt sich mit den bisherigen Angeboten der Europäischen Union alles andere als zufrieden und droht unverhohlen mit einer weiteren Eskalation des Zollkonflikts. "Wir sind im Gespräch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass sie bisher ein faires Angebot gemacht haben", ließ Trump verlauten – eine Aussage, die in Brüssel die Alarmglocken schrillen lassen dürfte.

Von der Leyens Optimismus trifft auf Trumps harte Realität

Während EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sich weiterhin optimistisch über mögliche Fortschritte äußert, scheint die Realität eine andere Sprache zu sprechen. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen beider Seiten deuten darauf hin, dass eine schnelle Einigung in weite Ferne gerückt ist. Man könnte fast meinen, von der Leyen lebe in einer Parallelwelt, während Trump knallharte Fakten auf den Tisch legt.

Die EU versucht verzweifelt, Trump mit einem strategischen Schachzug zu ködern: Eine gemeinsame Front gegen China. Doch ob dieser Köder ausreicht, um den dealerprobten US-Präsidenten zu besänftigen, darf bezweifelt werden. Trump hat bereits angedeutet, dass er bereit sei, die Zollschraube weiter anzuziehen, sollten die Verhandlungen scheitern.

865 Milliarden Euro Handelsvolumen – und ein gewaltiges Ungleichgewicht

Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2024 wurden zwischen der EU und den USA Waren im Wert von 865 Milliarden Euro gehandelt. Das entspricht satten 17 Prozent des gesamten EU-Außenhandels. Doch hier liegt der Hund begraben: Die EU erzielt einen massiven Handelsbilanzüberschuss gegenüber den USA.

Allein im Dezember 2024 exportierte die EU Waren im Wert von 41,55 Milliarden Euro in die USA, während die Importe aus Amerika nur 26,1 Milliarden Euro betrugen. Ein Überschuss von 15,45 Milliarden Euro – in nur einem Monat! Kein Wunder, dass Trump auf die Barrikaden geht. Aus seiner Sicht plündert die EU systematisch die amerikanische Wirtschaft aus.

Deutsche Autobauer im Fadenkreuz

Besonders brisant wird die Situation für die deutsche Wirtschaft. Mit Kraftfahrzeugexporten im Wert von 51 Milliarden Euro in die USA stehen Mercedes, BMW und Co. im direkten Schussfeld von Trumps Zollpolitik. Auch Arzneimittel (119,8 Milliarden Euro), Industriemaschinen (34,1 Milliarden Euro) und Spezialmaschinen (26,4 Milliarden Euro) könnten bald mit saftigen Aufschlägen belegt werden.

Im Gegenzug verkaufen die USA hauptsächlich Rohstoffe und Energieträger an die EU: Erdöl und Erdölprodukte für 53,7 Milliarden Euro, Erdgas für 19,2 Milliarden Euro. Ein klassisches Muster, das Trump durchbrechen will – Amerika soll nicht länger nur Rohstofflieferant sein, während Europa die hochwertigen Industrieprodukte liefert.

Die Rechnung ohne den Wirt gemacht?

Die EU-Strategie, Trump mit Charme und Optimismus zu begegnen, scheint krachend zu scheitern. Der US-Präsident fordert konkrete Zugeständnisse, keine warmen Worte. Und er hat die besseren Karten: Die EU ist deutlich stärker vom US-Markt abhängig als umgekehrt. Deutsche Autobauer können ihre Luxuskarossen schlecht woanders absetzen, während die USA ihr Öl und Gas problemlos nach Asien verkaufen können.

Es rächt sich nun bitter, dass Europa jahrzehntelang auf Kosten der USA Handelspolitik betrieben hat. Die einseitigen Überschüsse waren auf Dauer nicht haltbar. Trump zieht jetzt die Notbremse – und Europa steht mit dem Rücken zur Wand. Die Zeiten, in denen man die Amerikaner über den Tisch ziehen konnte, sind definitiv vorbei.

Ob von der Leyens Optimismus gerechtfertigt ist oder ob sie nur das Unvermeidliche hinauszögern will, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Fest steht: Trump meint es ernst. Und wenn die EU nicht bald ein substantielles Angebot auf den Tisch legt, könnten die transatlantischen Handelsbeziehungen vor dem größten Bruch seit Jahrzehnten stehen.

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