
Trump ebnet Vance den Weg ins Weiße Haus – Verfassungsbruch vom Tisch?
Die politische Maschinerie in Washington läuft bereits auf Hochtouren, obwohl die nächste Präsidentschaftswahl erst 2028 ansteht. Donald Trump, der seit Januar wieder im Oval Office residiert, hat nun erstmals öffentlich über seine Nachfolge gesprochen – und dabei überraschend klare Signale gesendet. Sein Vizepräsident JD Vance sei "höchstwahrscheinlich" der nächste republikanische Präsidentschaftskandidat, ließ Trump verlauten. Eine bemerkenswerte Aussage, die gleich mehrere Fragen aufwirft.
Das Ende der dritten Amtszeit-Fantasien?
Monatelang hatte Trump mit der Idee kokettiert, möglicherweise selbst für eine dritte Amtszeit anzutreten – ein Vorhaben, das der 22. Verfassungszusatz seit 1951 eindeutig verbietet. Doch nun scheint der 47. Präsident der Vereinigten Staaten zurückzurudern. Auf die direkte Frage, ob er 2028 erneut kandidieren werde, antwortete Trump dem Sender CNBC mit einem knappen "Wahrscheinlich nicht". Ein erstaunlicher Sinneswandel für einen Mann, der noch im März dieses Jahres öffentlich über eine dritte Amtszeit spekulierte und dabei betonte: "Ich scherze nicht".
Diese neue Zurückhaltung könnte verschiedene Gründe haben. Möglicherweise haben juristische Berater dem Präsidenten eindringlich klargemacht, dass selbst seine treue Anhängerschaft einen derart offensichtlichen Verfassungsbruch nicht mittragen würde. Oder Trump hat erkannt, dass die massive Protestwelle gegen seine Politik – über fünf Millionen Menschen demonstrieren regelmäßig in mehr als 2100 Städten – eine erneute Kandidatur zu einem riskanten Unterfangen machen würde.
Vance als natürlicher Thronfolger
JD Vance, der erst 40-jährige Vizepräsident, scheint sich in Trumps Gunst fest etabliert zu haben. "Er macht auf jeden Fall einen großartigen Job und wäre derzeit wahrscheinlich der Favorit", lobte Trump seinen Stellvertreter. Diese öffentliche Unterstützung ist in der amerikanischen Politik durchaus bemerkenswert – nicht selten werden Vizepräsidenten von ihren Chefs eher stiefmütterlich behandelt oder gar als potenzielle Rivalen betrachtet.
Vance verkörpert in vielerlei Hinsicht die Fortsetzung der Trump-Agenda. Der ehemalige Autor und Unternehmer aus Ohio steht für eine harte Linie in der Einwanderungspolitik, protektionistische Wirtschaftsmaßnahmen und eine skeptische Haltung gegenüber internationalen Verpflichtungen. Seine Jugend könnte dabei ein entscheidender Vorteil sein – er würde eine neue Generation konservativer Wähler ansprechen, ohne die Trump-Basis zu verprellen.
Das Rubio-Szenario
Interessanterweise brachte Trump auch eine mögliche Allianz zwischen Vance und Außenminister Marco Rubio ins Spiel. "Ich glaube, Marco ist auch jemand, der sich vielleicht in irgendeiner Form mit JD zusammentun würde", spekulierte der Präsident. Ein solches Gespann hätte durchaus strategische Vorteile: Rubio könnte mit seinen kubanischen Wurzeln wichtige hispanische Wählerschichten erschließen, während Vance die weiße Arbeiterklasse im Rust Belt mobilisiert.
Doch diese Konstellation birgt auch Risiken. Rubio galt lange als Vertreter des republikanischen Establishments und stand Trump anfangs kritisch gegenüber. Seine Integration in ein Vance-Ticket könnte bei der Trump-treuen Basis Misstrauen wecken. Andererseits hat Rubio als Außenminister bewiesen, dass er Trumps "America First"-Politik loyal umsetzt – insbesondere bei den drastischen Zollerhöhungen gegen die EU, China und die nordamerikanischen Nachbarn.
Die demokratische Herausforderung
Während die Republikaner bereits ihre Nachfolgeplanung vorantreiben, müssen die Demokraten erst noch ihre Wunden lecken. Die vernichtende Niederlage bei den vorgezogenen Wahlen 2024 hat die Partei in eine tiefe Krise gestürzt. Wer 2028 gegen Vance oder ein anderes republikanisches Schwergewicht antreten könnte, ist völlig offen. Die Partei braucht dringend neue Gesichter und vor allem eine Strategie, die über das bloße Anti-Trump-Sentiment hinausgeht.
Die frühe Festlegung auf Vance könnte den Demokraten allerdings auch in die Hände spielen. Drei Jahre sind in der Politik eine Ewigkeit, und die Opposition hat nun genügend Zeit, den Vizepräsidenten unter die Lupe zu nehmen und mögliche Schwachstellen auszuloten. Vances bisherige politische Karriere war kurz – er wurde erst 2022 in den Senat gewählt. Diese relative Unerfahrenheit könnte sich als Achillesferse erweisen.
Trumps Vermächtnis
Die Tatsache, dass Trump offenbar bereit ist, die Fackel weiterzureichen, markiert einen wichtigen Moment in der amerikanischen Politik. Nach Jahren der Spekulationen über seine autoritären Tendenzen und Verfassungsbruch-Fantasien scheint der Präsident nun doch die demokratischen Spielregeln akzeptieren zu wollen. Ob diese Einsicht von Dauer ist, bleibt abzuwarten. Trump ist bekannt für seine Sprunghaftigkeit und könnte seine Meinung jederzeit wieder ändern.
Für die konservative Bewegung in Amerika bedeutet Trumps Ankündigung jedoch eine wichtige Weichenstellung. Mit Vance würde eine neue Generation die Führung übernehmen – eine Generation, die Trumps populistische Botschaft verinnerlicht hat, aber möglicherweise geschickter und weniger polarisierend agiert. Das könnte die republikanische Dominanz auf Jahre hinaus zementieren, insbesondere wenn es gelingt, die wirtschaftlichen Erfolge der Trump-Administration fortzuführen und gleichzeitig die gesellschaftlichen Gräben zu überwinden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Trump tatsächlich bereit ist, seinen Vizepräsidenten systematisch aufzubauen und ihm die nötige Bühne zu geben. Bisher deutet alles darauf hin, dass der 47. Präsident der Vereinigten Staaten sein politisches Erbe sichern will – und in JD Vance den geeigneten Erben gefunden zu haben glaubt.
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