Kettner Edelmetalle
25.06.2025
15:55 Uhr

Trump beharrt auf Zerstörung iranischer Atomanlagen – Pentagon-Geheimdienste widersprechen

Die Nachwehen der von Präsident Trump angeordneten Luftschläge gegen iranische Nuklearanlagen offenbaren einen bemerkenswerten Riss zwischen dem Weißen Haus und den eigenen Geheimdiensten. Während Trump und seine engsten Vertrauten von einem "überwältigenden Erfolg" sprechen, zeichnet ein durchgesickerter Geheimdienstbericht ein deutlich ernüchternderes Bild.

Das Weiße Haus in der Defensive

Auf dem NATO-Gipfel in Den Haag geriet Verteidigungsminister Pete Hegseth sichtlich unter Druck. "Natürlich führen wir gerade mit dem FBI eine Untersuchung über das Leck durch, denn diese Informationen sind nur für interne Zwecke bestimmt", erklärte er gegenüber Reportern. Der Grund für seine Verärgerung: Ein als "Top Secret" klassifizierter Bericht der Defense Intelligence Agency (DIA) war an die Öffentlichkeit gelangt – mit brisantem Inhalt.

Laut diesem Dokument sei Irans Atomprogramm "größtenteils intakt" geblieben. Die amerikanischen Luftschläge hätten das iranische Nuklearprogramm bestenfalls um "ein paar Monate" zurückgeworfen, zitierte CNN einen Regierungsbeamten. Eine Einschätzung, die in krassem Widerspruch zur offiziellen Darstellung des Weißen Hauses steht.

Trumps wütende Medienschelte

Der Präsident reagierte mit gewohnter Schärfe auf die kritische Berichterstattung. "CNN ist Abschaum. MSDNC ist Abschaum. Die New York Times ist Abschaum. Sie sind schlechte Menschen. Sie sind krank", polterte Trump vor versammelter Presse. Die Medien würden versuchen, "diesen unglaublichen Sieg in etwas Geringeres zu verwandeln".

"Dies war ein unglaublicher Treffer von genialen Piloten und genialen Menschen im Militär, und ihnen wird keine Anerkennung zuteil, weil wir Abschaum in diesem Raum haben."

Trump beharrte darauf, dass die iranischen Nuklearanlagen "zerstört" seien und verwies auf baldige Bestätigungen durch den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu. "Sie wissen es wirklich nicht", konterte er die Geheimdiensteinschätzungen.

Rubio rudert zurück – ein wenig

Außenminister Marco Rubio schlug etwas versöhnlichere Töne an, blieb aber bei der Erfolgsbotschaft: "Das Programm ist heute deutlich weiter zurückgeworfen als noch vor einer Woche. Es ist in einem viel schlechteren Zustand als vor einer Woche aufgrund der US-Aktionen und einiger israelischer Maßnahmen." Der Iran sei heute "viel weiter von einer Atomwaffe entfernt" als vor Trumps "mutiger Aktion".

Interessanterweise hat der Iran selbst eingeräumt, dass seine Nuklearanlagen "schwer beschädigt" seien – möglicherweise ein taktisches Zugeständnis, um weitere Angriffe zu verhindern. Gleichzeitig betonte Teheran jedoch, das zivile Atomprogramm ohne Unterbrechung fortzusetzen, da dies eine Frage der nationalen Souveränität sei.

Gefährliche Eskalationsspirale

Die Situation erinnert fatal an die Vorgeschichte des Irakkriegs, als die Bush-Regierung ebenfalls im Widerspruch zu ihren eigenen Geheimdiensten stand. Zwei alte Militärweisheiten scheinen hier besonders zutreffend: Erstens, was im Krieg schlimmer ist als das Falsche zu tun? Es nur halbherzig zu tun. Zweitens ist es immer leicht, einen Krieg zu beginnen, aber sehr schwer, ihn zu beenden.

Die größte Gefahr liegt nun darin, dass der Iran – sollte er bisher tatsächlich keine Atomwaffen angestrebt haben – dies nun mit Nachdruck tun könnte. Schließlich sieht sich das Regime in seiner Existenz bedroht. Das iranische Parlament hat bereits ein Gesetz zur Aussetzung der Zusammenarbeit mit der UN-Atomaufsichtsbehörde verabschiedet.

Diplomatische Verwirrung

Während Trump einerseits droht, bei einem Wiederaufbau des iranischen Atomprogramms erneut zuzuschlagen ("Sicher!"), spricht er andererseits davon, dass die USA "eine Beziehung zum Iran haben werden". Der Nahost-Beauftragte des Weißen Hauses, Witkoff, bezeichnete Gespräche mit dem Iran als "ermutigend" und sprach von der Zeit für einen "umfassenden Deal".

Diese widersprüchlichen Signale aus Washington dürften in Teheran für erhebliche Verwirrung sorgen. Soll man auf Trumps Drohungen oder auf seine Gesprächsangebote setzen? Die Geschichte zeigt: Unklarheit in der Außenpolitik ist ein gefährlicher Brandbeschleuniger.

Was bleibt, ist ein Präsident, der gegen seine eigenen Geheimdienste ankämpft, eine Region am Rande weiterer Eskalation und die bange Frage, ob aus den "begrenzten" Schlägen nicht doch ein ausgewachsener Krieg werden könnte. Die konservative Basis mag Trumps harte Haltung gegenüber dem Iran begrüßen – doch sollte man nicht vergessen, dass auch gut gemeinte militärische Abenteuer schnell außer Kontrolle geraten können.

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