Kettner Edelmetalle
07.08.2025
09:23 Uhr

Rentenexperte schockt mit radikalen Forderungen: Witwenrente soll fallen, Arbeiten bis 69

Die deutsche Rentenpolitik steht erneut im Kreuzfeuer heftiger Debatten. Der Wirtschaftsweise Martin Werding sorgt mit seinen jüngsten Vorschlägen für Aufruhr: Die Witwenrente solle komplett abgeschafft werden, das Renteneintrittsalter auf bis zu 69 Jahre steigen. Seine Begründung klingt wie ein Schlag ins Gesicht für Millionen Betroffene: "Frauen können heute für sich selbst sorgen." Eine Aussage, die die Lebensrealität vieler Frauen in Deutschland schlichtweg ignoriert.

Drohkulisse: 50 Prozent Sozialabgaben

Werding, seit 2022 Mitglied des Sachverständigenrats und Professor für Sozialpolitik an der Ruhr-Universität Bochum, malt ein düsteres Bild an die Wand. Ohne seine radikalen Reformen würden die Sozialabgaben auf astronomische 50 Prozent ansteigen. Eine Horrorvision, die allerdings die Frage aufwirft: Müssen wirklich die Schwächsten der Gesellschaft die Zeche für jahrzehntelange politische Versäumnisse zahlen?

Die Witwenrente sei unter "Anreizaspekten" problematisch, argumentiert der Ökonom. Als leuchtendes Vorbild preist er Schweden an, wo die Hinterbliebenenversorgung bereits 1990 abgeschafft wurde. Doch was er verschweigt: Die schwedische Gesellschaft funktioniert grundlegend anders als die deutsche. Dort existiert ein engmaschiges soziales Netz, das Frauen tatsächlich ermöglicht, durchgehend erwerbstätig zu sein.

Die bittere Realität deutscher Frauenbiografien

In Deutschland sieht die Wirklichkeit anders aus. Millionen Frauen haben ihre Erwerbsbiografien unterbrochen oder reduziert, um Kinder zu erziehen oder Angehörige zu pflegen. Sie haben damit einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet - und werden nun dafür bestraft. Die kleine Witwenrente beträgt gerade einmal 25 Prozent der Rente des verstorbenen Partners, die große Witwenrente 55 Prozent. Für viele Betroffene bedeutet das den Unterschied zwischen einem würdigen Lebensabend und Altersarmut.

"Deutschland sollte das Rentenalter regelgebunden erhöhen – zwei Drittel der zusätzlichen Lebenszeit gehen in Arbeit und ein Drittel in den Ruhestand"

Diese Aussage Werdings offenbart eine erschreckende Kälte gegenüber den Lebensrealitäten der arbeitenden Bevölkerung. Wer jahrzehntelang auf dem Bau, in der Pflege oder im Einzelhandel geschuftet hat, kann nicht einfach bis 69 weiterarbeiten. Der Körper macht nicht mit, die Gesundheit ist ruiniert. Doch solche Überlegungen scheinen in den klimatisierten Büros der Wirtschaftsweisen keine Rolle zu spielen.

Automatismus statt Menschlichkeit

Besonders perfide erscheint Werdings Vorschlag einer automatischen Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Alle zehn Jahre solle das Regelrentenalter um sechs Monate steigen. Ein technokratischer Automatismus, der die individuellen Schicksale und Bedürfnisse der Menschen völlig ausblendet. Ab 2050 käme dann die Rente mit 68, ab 2070 mit 69 Jahren - für viele bedeutet das: arbeiten bis zum Umfallen.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, bringt es auf den Punkt: Die Witwenrente sei nach wie vor ein wirksames Instrument gegen Altersarmut bei Frauen. Viele hätten aufgrund familiärer Verpflichtungen und Teilzeitbeschäftigung nur geringe eigene Rentenansprüche erworben. Diese Frauen haben sich für Familie und Gesellschaft aufgeopfert - und sollen nun im Alter dafür büßen?

Die wahren Probleme werden ignoriert

Während Werding die Axt an die soziale Sicherung der Schwächsten legt, bleiben die wahren Probleme unberührt. Wo sind die Vorschläge zur Besteuerung von Millionenvermögen? Wo die Forderungen nach einer gerechteren Verteilung der Lasten zwischen Arm und Reich? Stattdessen sollen wieder einmal diejenigen bluten, die sich am wenigsten wehren können.

Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz hatte versprochen, keine neuen Schulden zu machen. Doch gleichzeitig plant sie ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Infrastruktur. Diese Schuldenpolitik wird die Inflation weiter anheizen und künftige Generationen belasten. Anstatt jedoch bei den wahren Kostentreibern anzusetzen, soll nun bei den Witwen gespart werden.

Es ist bezeichnend für den Zustand unserer Politik, dass solche Vorschläge überhaupt ernsthaft diskutiert werden. In einer Zeit, in der die Kriminalität auf Rekordniveau steigt und die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet, brauchen wir mehr soziale Sicherheit, nicht weniger. Die Witwenrente abzuschaffen wäre ein fatales Signal: Der Staat lässt seine Bürger im Stich, wenn sie ihn am meisten brauchen.

Die wahre Reform, die Deutschland braucht, sieht anders aus: Eine Politik, die traditionelle Werte wie Familie und Zusammenhalt stärkt, statt sie zu zerstören. Eine Rentenpolitik, die Lebensleistung anerkennt, statt sie zu entwerten. Und Politiker, die für Deutschland regieren, nicht gegen seine Bürger.

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