
Pentagon rüstet digital auf: Milliarden-Deals mit KI-Giganten sorgen für Stirnrunzeln
Das US-Verteidigungsministerium hat am 14. Juli Verträge mit vier führenden KI-Entwicklern unterzeichnet – ein Schritt, der nicht nur technologische Fragen aufwirft, sondern auch grundlegende Bedenken über die zunehmende Militarisierung künstlicher Intelligenz. Anthropic, Google, OpenAI und Elon Musks xAI erhalten jeweils Aufträge mit einem Volumen von bis zu 200 Millionen Dollar, wie das Chief Digital and Artificial Intelligence Office mitteilte.
Autonome Kriegsführung als Ziel?
Besonders brisant: Die Unternehmen sollen bei der Entwicklung sogenannter "agentischer KI-Workflows" helfen – Systeme, die mit minimaler menschlicher Kontrolle operieren können. Diese Technologie wirft unweigerlich die Frage auf, wie weit die Automatisierung militärischer Entscheidungen gehen darf. Während das Pentagon von "administrativen Operationen" spricht, deutet die Formulierung "verschiedene Missionsbereiche" auf weitreichendere Anwendungen hin.
Die 2021 gegründete Behörde treibt die militärische KI-Adoption mit beunruhigender Geschwindigkeit voran. OpenAI, einst als gemeinnützige Organisation zur sicheren KI-Entwicklung gegründet, präsentierte bereits im Juni stolz "OpenAI for Government" – ein bemerkenswerter Wandel für ein Unternehmen, das ursprünglich der Menschheit dienen wollte.
Silicon Valley im Dienst der Rüstung
Anthropic entwickelte spezielle "Claude Gov"-Modelle für Sicherheitsbehörden, die bereits auf höchster nationaler Sicherheitsebene eingesetzt werden. Google stellt dem Militär seine Cloud Tensor Processing Units zur Verfügung – dieselbe Technologie, die auch kommerzielle KI-Anwendungen antreibt. Die Grenzen zwischen ziviler und militärischer Technologie verschwimmen zusehends.
"Diese fortschrittlichen KI-Lösungen werden es dem Verteidigungsministerium ermöglichen, Verteidigungsherausforderungen effektiv anzugehen", verkündete Google-Manager Jim Kelly euphemistisch.
Besonders pikant ist die Beteiligung von Elon Musks xAI, das mit "Grok for Government" nun ebenfalls Regierungsaufträge bedient. Der Tech-Milliardär, der sich gerne als Rebell gegen das Establishment inszeniert, reiht sich nahtlos in die Riege der Pentagon-Zulieferer ein.
Europas digitale Abhängigkeit wächst
Während die USA ihre militärische KI-Dominanz ausbauen, hinkt Europa technologisch hinterher. Die transatlantische Abhängigkeit in Verteidigungsfragen wird durch diese Entwicklung weiter zementiert. Deutsche und europäische Streitkräfte werden zunehmend auf amerikanische KI-Systeme angewiesen sein – eine besorgniserregende Perspektive für die strategische Autonomie Europas.
Die Bundesregierung unter Friedrich Merz zeigt bislang wenig Initiative, eigene KI-Kapazitäten im Verteidigungsbereich aufzubauen. Stattdessen verlässt man sich weiter auf die NATO-Partner – ein Ansatz, der angesichts der geopolitischen Spannungen und Trumps protektionistischer Politik zunehmend riskant erscheint.
Ethische Fragen bleiben unbeantwortet
Die rasante Entwicklung autonomer Waffensysteme wirft fundamentale ethische Fragen auf. Wer trägt die Verantwortung, wenn KI-Systeme eigenständig über Leben und Tod entscheiden? Die Tech-Giganten schweigen zu diesen Bedenken und verweisen auf die nationale Sicherheit. Kritiker warnen vor einem neuen Wettrüsten, bei dem nicht mehr Atomwaffen, sondern Algorithmen die Hauptrolle spielen.
In einer Zeit, in der Deutschland mit steigender Kriminalität und gesellschaftlicher Spaltung kämpft, investieren die USA Milliarden in militärische KI-Systeme. Die Prioritäten könnten unterschiedlicher nicht sein. Während hierzulande über Gendern und Klimaneutralität debattiert wird, schaffen andere Nationen technologische Fakten, die die Machtverhältnisse der kommenden Jahrzehnte bestimmen werden.
Die Entwicklung zeigt einmal mehr: Technologische Souveränität ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Europa muss eigene Wege gehen, statt sich in digitale Abhängigkeiten zu begeben, die unsere Sicherheit und Freiheit gefährden könnten.
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