Kettner Edelmetalle
11.08.2025
06:03 Uhr

Netanjahus Gaza-Offensive: Ein gefährlicher Irrweg in die Eskalation

Während die Welt gebannt auf den Nahen Osten blickt, kündigt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eine neue Militäroffensive in Gaza-Stadt an. Was er als "ziemlich schnelle" Operation zur Befreiung der Geiseln verkauft, könnte sich als verheerender Fehler erweisen, der nicht nur das Leid der Zivilbevölkerung vervielfacht, sondern auch Israels eigene Sicherheitsinteressen untergräbt.

Militärische Eskalation trotz internationaler Warnungen

Die Ankündigung Netanjahus, Gaza-Stadt unter israelische Kontrolle zu bringen, stößt selbst in den eigenen Reihen auf Widerstand. Israels Militärführung warnte eindringlich vor den Gefahren einer solchen Operation: Die verbliebenen Geiseln könnten in Lebensgefahr geraten, und israelische Truppen würden sich in einem zermürbenden Guerillakrieg wiederfinden. Doch der Premierminister scheint diese Bedenken in den Wind zu schlagen.

Besonders brisant: Netanjahu behauptet, keine dauerhafte Besetzung Gazas anzustreben, sondern lediglich einen "Sicherheitsgürtel" entlang der Grenze errichten zu wollen. Diese Rhetorik erinnert fatal an vergangene Militäroperationen, die stets mit begrenzten Zielen begannen und in langwierigen Konflikten endeten.

Humanitäre Katastrophe verschärft sich dramatisch

Die Zahlen sprechen eine erschreckende Sprache: Über 61.000 Palästinenser seien seit Beginn der Kampfhandlungen im Oktober 2023 getötet worden, darunter erschreckend viele Zivilisten. Allein in den letzten 24 Stunden starben fünf Menschen an Unterernährung, was die Gesamtzahl der Hungertoten auf 217 erhöht - davon 100 Kinder.

"Dies ist eine menschengemachte Krise, und daher sind dringende Maßnahmen erforderlich, um das Verhungern zu stoppen und die Hilfe nach Gaza zu bringen"

So formulierten es Vertreter Dänemarks, Frankreichs, Griechenlands, Sloweniens und Großbritanniens vor dem UN-Sicherheitsrat. Ihre Warnung könnte deutlicher nicht sein: Eine Ausweitung der Militäroperationen würde das Leiden nur vervielfachen.

Journalisten im Fadenkreuz

Besonders verstörend ist der gezielte Angriff auf Journalisten. Israel behauptet, der getötete Al-Jazeera-Journalist Anas Al Sharif sei ein Hamas-Anführer gewesen, der sich als Reporter getarnt habe. Doch UN-Sonderberichterstatterin Irene Khan bezeichnete diese Anschuldigungen bereits im Vorfeld als unsubstantiiert. Wenn Journalisten zur Zielscheibe werden, stirbt nicht nur die Pressefreiheit - es stirbt auch die Wahrheit im Krieg.

Die Rolle der USA bleibt zwiespältig

Während US-Präsident Donald Trump seine "unerschütterliche Unterstützung" für Israel bekräftigte, mehren sich international die Stimmen, die ein Ende des Blutvergießens fordern. Die Tatsache, dass selbst traditionelle Verbündete Israels wie Großbritannien und Frankreich mittlerweile die Anerkennung eines palästinensischen Staates erwägen, zeigt, wie isoliert sich Israel mit seiner kompromisslosen Haltung macht.

Die sogenannten "sicheren Zonen", in die die Bevölkerung Gaza-Stadts evakuiert werden soll, haben sich in der Vergangenheit als alles andere als sicher erwiesen. Palästinenser berichten immer wieder von Angriffen auf diese vermeintlich geschützten Bereiche. Die tragische Ironie: Selbst Hilfsgüter-Abwürfe werden zur tödlichen Gefahr - 23 Menschen starben bereits durch herabfallende Hilfspakete.

Ein Teufelskreis ohne Ausweg?

Netanjahus Beharren darauf, die "Arbeit zu Ende zu bringen", ignoriert eine fundamentale Wahrheit: Militärische Gewalt allein wird niemals dauerhaften Frieden schaffen. Die Hamas hat deutlich gemacht, dass sie ihre Waffen nur im Falle der Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates niederlegen würde - eine Option, die Netanjahu kategorisch ablehnt.

So dreht sich die Spirale der Gewalt weiter. Während Politiker in klimatisierten Büros über Strategien debattieren, zahlen Zivilisten auf beiden Seiten den Preis. Die über eine Million Menschen, die vor dem Krieg in Gaza-Stadt lebten, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Ihre Stadt liegt in Trümmern, ihre Hoffnung auf ein normales Leben scheint in weite Ferne gerückt.

Die internationale Gemeinschaft steht vor einer historischen Verantwortung. Wird sie tatenlos zusehen, wie sich die humanitäre Katastrophe weiter verschärft? Oder findet sie endlich den Mut, beiden Seiten klare Grenzen aufzuzeigen und auf einer politischen Lösung zu bestehen? Die Zeit drängt - jeder weitere Tag des Krieges bedeutet mehr unschuldige Opfer, mehr zerstörte Leben, mehr Hass für kommende Generationen.

Wissenswertes zum Thema