Kettner Edelmetalle
24.06.2025
10:57 Uhr

Nahost-Pulverfass: Waffenruhe zwischen Israel und Iran steht auf wackligen Beinen

Die Tinte unter dem Waffenstillstandsabkommen ist noch nicht einmal trocken, da warnt Israels Militär bereits wieder vor möglichen Raketenangriffen aus Teheran. Diese bemerkenswerte Entwicklung wirft ein grelles Schlaglicht auf die Fragilität der von US-Präsident Donald Trump vermittelten Einigung und lässt erhebliche Zweifel an der Nachhaltigkeit dieses diplomatischen Erfolgs aufkommen.

Ein Frieden, der keiner ist?

Nur wenige Minuten nach der offiziellen Verkündung der Waffenruhe erklärte ein israelischer Armeesprecher, die Streitkräfte befänden sich weiterhin in höchster Alarmbereitschaft. Man werde auf jede Verletzung des Abkommens "mit Nachdruck" reagieren, hieß es in der unmissverständlichen Warnung. Diese Rhetorik lässt aufhorchen: Handelt es sich hier tatsächlich um einen ernst gemeinten Friedensschluss oder vielmehr um eine taktische Atempause vor der nächsten Eskalationsrunde?

Die Vorgeschichte dieses fragilen Waffenstillstands ist bezeichnend für die Komplexität des Nahost-Konflikts. Noch in der Nacht vor der Einigung hatte der Iran die US-Luftwaffenbasis Al Udeid bei Doha mit Raketen beschossen – angeblich als Vergeltung für amerikanische Angriffe auf iranische Atomanlagen. Washington interpretierte diese Attacke großzügig als "symbolische Reaktion", die eine weitere Eskalation vermeiden sollte. Doch kann man einem Regime trauen, das noch Stunden vor einer Friedensvereinbarung Raketen auf amerikanische Stellungen abfeuert?

Trumps diplomatisches Wagnis

US-Präsident Trump verkündete die Einigung mit gewohntem Pathos auf seiner Plattform Truth Social: "Nach 24 Stunden wird die Welt das offizielle Ende des zwölftägigen Kriegs begrüßen." Gleichzeitig warnte er beide Seiten eindringlich vor einem Bruch des Abkommens. Diese Warnung scheint mehr als berechtigt, bedenkt man die jahrzehntelange Feindschaft zwischen den beiden Regionalmächten.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu betonte, alle militärischen Ziele seien erreicht worden. Die Operation habe darauf abgezielt, die von Teheran ausgehende Bedrohung durch Raketen und Nuklearprogramme auszuschalten. Der Iran hingegen beharrt weiterhin darauf, sein Atomprogramm diene ausschließlich friedlichen Zwecken – eine Behauptung, die international seit Jahren auf erhebliche Skepsis stößt.

Die Rolle der Mullahs

Irans Außenminister Abbas Araghtschi erklärte, sein Land sei zu einem Ende der Kampfhandlungen bereit, sofern Israel seine "Aggression" stoppe. Diese Formulierung ist typisch für die iranische Propaganda-Maschinerie, die stets Israel als Aggressor darstellt, während man die eigenen Stellvertreter-Milizen in der Region großzügig mit Waffen und Geld versorgt. Die Hisbollah im Libanon, die Huthi-Rebellen im Jemen und diverse schiitische Milizen im Irak – sie alle tanzen nach der Pfeife Teherans.

Ein historischer Rückblick zeigt: Skepsis ist angebracht

Die Geschichte lehrt uns, dass Waffenstillstände im Nahen Osten oft nicht das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen. Erinnern wir uns an die zahllosen gebrochenen Vereinbarungen zwischen Israel und den Palästinensern, an die wiederholten Verletzungen der UN-Resolution 1701 durch die Hisbollah oder an die iranischen Täuschungsmanöver bezüglich ihres Nuklearprogramms.

Die Tatsache, dass Israel unmittelbar nach Verkündung der Waffenruhe vor neuen Angriffen warnt, spricht Bände. Jerusalem kennt seinen Gegner nur zu gut und weiß, dass das Mullah-Regime in Teheran Vereinbarungen traditionell als taktische Instrumente betrachtet, nicht als bindende Verpflichtungen.

Was bedeutet das für die Region?

Sollte diese Waffenruhe tatsächlich halten – was angesichts der Umstände höchst fraglich erscheint –, wäre dies zweifellos ein diplomatischer Erfolg für die Trump-Administration. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass einer der beiden Kontrahenten die Vereinbarung als Vorwand für neue Feindseligkeiten nutzt, ist beträchtlich. Israel hat bereits klargestellt, dass es auf jede Provokation reagieren wird, während der Iran seine regionalen Ambitionen kaum aufgeben dürfte.

Die kommenden Tage und Wochen werden zeigen, ob dieser Waffenstillstand mehr ist als eine kurze Verschnaufpause in einem scheinbar endlosen Konflikt. Die Warnungen Israels deuten jedenfalls darauf hin, dass man in Jerusalem wenig Vertrauen in die Friedensbereitschaft Teherans hat – und das aus gutem Grund.

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