
Moskauer Machtspiele: Wenn korrupte Minister plötzlich aus dem Fenster fallen
Während in Deutschland korrupte Politiker mit Bundesverdienstkreuzen überhäuft werden und ihre Millionendeals in parlamentarischen Plauderstunden zerredet werden, macht man in Russland kurzen Prozess. Der jüngste Fall des erschossenen Verkehrsministers Roman Starowojt wirft ein grelles Licht auf die brutale Effizienz russischer Korruptionsbekämpfung – und lässt unsere eigenen Skandale umso grotesker erscheinen.
Ein Minister verschwindet – und das Schweigen beginnt
Am Montagmorgen wurde der 53-jährige Starowojt mit einer Schusswunde am Kopf nahe seinem Fahrzeug in Odinzowo aufgefunden. Die offizielle Version: Selbstmord. Doch wer die russische Politik kennt, weiß, dass solche "Selbstmorde" oft eine ganz eigene Handschrift tragen. Besonders pikant: Nur wenige Stunden zuvor hatte Putin seinen Verkehrsminister überraschend entlassen.
Die Vorwürfe wiegen schwer: Über 43 Millionen Euro sollen beim Bau von Verteidigungsanlagen in der Region Kursk verschwunden sein. Von ursprünglich 190 Millionen Euro für Fortifikationen fehlten plötzlich erhebliche Summen – und die ukrainische Offensive im August 2024 bewies eindrucksvoll, wie wirkungslos diese teuren Luftschlösser waren.
Das russische Reinigungsritual
Was in Deutschland zu endlosen Untersuchungsausschüssen führen würde, die nach Jahren zu dem Ergebnis kämen, dass "Fehler gemacht wurden", löst man in Moskau offenbar anders. Starowojt hätten bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Gefängnis gedroht. Stattdessen fand er den schnelleren Ausweg – oder wurde er gefunden?
"Die Ermittler gehen von einem Suizid aus" – eine Formulierung, die in Russland mittlerweile zum geflügelten Wort geworden ist, wenn wieder einmal ein hochrangiger Funktionär "plötzlich und unerwartet" das Zeitliche segnet.
Ein Muster des Schreckens
Starowojts Tod reiht sich nahtlos in eine bemerkenswerte Serie ein. Erst vor wenigen Tagen stürzte Andrej Badalow, Vizepräsident des Pipelinekonzerns Transneft, aus dem 17. Stock. Am selben Tag wie Starowojt brach Andrej Korneitschuk, ein weiterer Beamter des Verkehrsministeriums, während einer Sitzung zusammen und verstarb. Die Todesursache? Unklar.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges häufen sich diese mysteriösen Todesfälle in Russlands Führungsetagen. Es scheint, als habe Putin eine sehr direkte Art gefunden, mit Versagern und Betrügern umzugehen. Eine Methode, die an dunkelste Sowjetzeiten erinnert.
Der deutsche Kontrast
Während in Moskau korrupte Minister aus Fenstern fallen oder sich selbst erschießen, werden hierzulande die Spahns und von der Leyens dieser Republik befördert. Maskendeals in Millionenhöhe? Berateraffären? Verschwendung von Steuergeldern? In Deutschland führt das höchstens zu einem Wechsel auf einen noch besser dotierten Posten.
Man stelle sich vor, deutsche Politiker müssten tatsächlich für ihre Verfehlungen geradestehen. Die Selbstmordraten in Berlin-Mitte würden vermutlich sprunghaft ansteigen. Doch keine Sorge: Unsere politische Elite hat sich ein System geschaffen, in dem Verantwortung ein Fremdwort ist und Konsequenzen nur die anderen treffen.
Lehren aus Moskau?
Natürlich wünschen wir uns keine russischen Verhältnisse. Rechtsstaatlichkeit und ordentliche Gerichtsverfahren sind Errungenschaften, die es zu verteidigen gilt. Doch wenn man sieht, wie in Deutschland Milliarden verschwinden, ohne dass je jemand zur Rechenschaft gezogen wird, während in Russland bereits 43 Millionen für ein Todesurteil reichen, dann fragt man sich schon: Haben wir das Pendel nicht zu weit in die andere Richtung schwingen lassen?
Die neue Große Koalition unter Merz verspricht Veränderung. Doch wer die 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur betrachtet – finanziert durch neue Schulden trotz gegenteiliger Versprechen – der ahnt: Die nächste Generation korrupter Nutznießer steht schon in den Startlöchern. Nur dass sie bei uns keine Fensterstürze fürchten müssen, sondern höchstens den nächsten Beförderungsschub.
Vielleicht sollten wir weniger über russische Zustände lamentieren und mehr darüber nachdenken, warum unsere eigenen Eliten so ungestraft davonkommen. Ein bisschen mehr Moskauer Konsequenz – natürlich rechtsstaatlich verpackt – täte der deutschen Politik durchaus gut.
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