Kettner Edelmetalle
28.08.2025
14:12 Uhr

Machtkampf im US-Gesundheitswesen: CDC-Chefin trotzt Trumps Säuberungswelle

Die Säuberungswelle in Washingtons Gesundheitsbehörden nimmt immer dramatischere Züge an. Nach nicht einmal einem Monat im Amt sollte Susan Monarez, die Leiterin der mächtigen Seuchenschutzbehörde CDC, bereits wieder ihren Schreibtisch räumen. Doch die resolute Beamtin denkt gar nicht daran, kampflos das Feld zu räumen. Ein Machtkampf, der exemplarisch zeigt, wie die Trump-Administration wissenschaftliche Expertise durch ideologische Gefolgschaft ersetzen möchte.

Der Impfskeptiker räumt auf

Was sich derzeit in den Fluren der amerikanischen Gesundheitsbehörden abspielt, erinnert an die dunkelsten Zeiten politischer Säuberungen. Robert F. Kennedy Jr., der umstrittene Gesundheitsminister und bekennende Impfskeptiker, scheint entschlossen, jeden Widerstand gegen seine kruden Theorien im Keim zu ersticken. Monarez' Vergehen? Sie hatte sich geweigert, Kennedys fragwürdige "Impf-Reformen" umzusetzen - Reformen, die nach Ansicht führender Wissenschaftler Millionen amerikanische Leben gefährden könnten.

Die Personalabteilung des Weißen Hauses teilte der CDC-Chefin lapidar mit, sie stimme "nicht mit der Agenda des Präsidenten" überein. Eine Formulierung, die in ihrer Vagheit erschreckend ist. Seit wann ist wissenschaftliche Integrität unvereinbar mit der präsidialen Agenda? Oder anders gefragt: Welche Agenda verfolgt ein Präsident, der Wissenschaftler feuert, weil sie sich weigern, gefährliche Pseudowissenschaft zu propagieren?

Juristisches Tauziehen um die Macht

Doch Monarez und ihre Anwälte lassen sich nicht einschüchtern. Mit bemerkenswerter Chuzpe weisen sie darauf hin, dass die Entlassung rechtlich "unzureichend" sei. Als vom Senat bestätigte Beamtin könne sie nur vom Präsidenten persönlich entlassen werden, nicht von irgendeinem Personalreferenten. Ein cleverer Schachzug, der Trump selbst in die Pflicht nimmt und ihn zwingt, Farbe zu bekennen.

"Genug ist genug", erklärte Demetre Daskalakis, der ehemalige Leiter der Abteilung für Immunisierung, bei seinem Rücktritt. Die US-Regierung nutze die Behörde als "Werkzeug für Richtlinien und Maßnahmen, die nicht der wissenschaftlichen Realität entsprechen und der öffentlichen Gesundheit schaden anstatt sie zu verbessern".

Die Flucht der Experten

Was folgte, war eine regelrechte Massenflucht wissenschaftlicher Expertise. Fünf weitere hochrangige CDC-Beamte warfen das Handtuch, darunter die medizinische Chefbeamtin Debra Houry und der Leiter der Abteilung für neu aufkommende Krankheiten, Daniel Jernigan. Menschen, die ihr Leben dem Schutz der öffentlichen Gesundheit gewidmet hatten, sahen sich gezwungen, ihre geliebten Jobs aufzugeben, weil die Politik ihnen keine andere Wahl ließ.

Die Gewerkschaft AFGE, die über 2000 CDC-Beschäftigte vertritt, bringt es auf den Punkt: Die Politik habe vielen keine andere Wahl gelassen. Ein vernichtendes Urteil über eine Administration, die offenbar mehr Wert auf ideologische Reinheit als auf wissenschaftliche Kompetenz legt.

Gefährliche Konsequenzen

Die Tragweite dieser Entwicklung kann kaum überschätzt werden. Kennedy hat seit seinem Amtsantritt systematisch den Zugang zu Corona-Impfstoffen beschränkt und Gelder für die Entwicklung neuer Impfstoffe zusammengestrichen. Maßnahmen, die von unabhängigen Experten scharf kritisiert werden und die im schlimmsten Fall Menschenleben kosten könnten.

Besonders erschreckend: Anfang August erschoss ein Mann in der Nähe des CDC-Hauptsitzes in Atlanta einen Polizisten. Der mutmaßliche Täter hatte zuvor seine Corona-Impfung für eine nicht näher beschriebene Krankheit verantwortlich gemacht. Hunderte CDC-Mitarbeiter warfen Kennedy daraufhin in einem offenen Brief vor, mit seinen Falschinformationen über Impfungen die Sicherheit der Behördenmitarbeiter zu gefährden.

Ein Kampf um die Zukunft der Wissenschaft

Was sich hier abspielt, ist mehr als nur ein Personalstreit. Es ist ein Kampf um die Seele der amerikanischen Gesundheitspolitik. Soll sie weiterhin auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren oder den Hirngespinsten von Verschwörungstheoretikern folgen? Die Tatsache, dass Monarez sich weigert, ihren Posten zu räumen, gibt Hoffnung. Vielleicht findet sich doch noch jemand in diesem System, der den Mut hat, für die Wahrheit einzustehen.

In Zeiten, in denen wissenschaftliche Fakten zunehmend als Meinungen abgetan werden, braucht es Menschen wie Susan Monarez. Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und für das einstehen, was richtig ist - auch wenn es sie ihren Job kosten könnte. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich Integrität gegen Ideologie durchsetzen kann. Die Gesundheit von Millionen Amerikanern hängt davon ab.

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