Kettner Edelmetalle
28.06.2025
08:04 Uhr

Klingbeils Debakel: Wenn 64,9 Prozent zur Bankrotterklärung werden

Was für ein vernichtendes Urteil der eigenen Basis! Mit gerade einmal 64,9 Prozent der Delegiertenstimmen erlebte SPD-Chef Lars Klingbeil bei seiner Wiederwahl das schlechteste Ergebnis eines unumstrittenen Parteivorsitzenden in der Geschichte der Sozialdemokraten. Nur Oskar Lafontaine schnitt 1995 mit 62,6 Prozent noch schlechter ab – allerdings in einer Kampfkandidatur gegen Rudolf Scharping. Klingbeil hingegen trat alleine an, und trotzdem verweigerte ihm mehr als ein Drittel der Delegierten das Vertrauen.

Der "Blitzableiter" als Ausrede

Klingbeils Reaktion auf diese schallende Ohrfeige? Er stilisiert sich zum Märtyrer, zum "Blitzableiter" für den Unmut in der Partei. Welch eine durchschaubare Strategie! Statt sich der eigenen Verantwortung zu stellen, schiebt er die Schuld auf die Umstände: das historisch schlechte Wahlergebnis von 16,4 Prozent, die ungeliebte Große Koalition mit der Union, der Generationswechsel. Alles sei richtig gewesen, beteuert er. Wirklich? Wenn alles so richtig war, warum dann dieses vernichtende Votum der eigenen Leute?

Die SPD-Spitze übt sich derweil in Schönfärberei. Der neue Generalsekretär Tim Klüssendorf gibt sich "perplex" über das schlechte Ergebnis – als hätte niemand damit rechnen können, dass die Basis nach dem Wahldebakel Köpfe rollen sehen will. Verteidigungsminister Boris Pistorius prophezeit gar, in einem Jahr rede niemand mehr darüber. Welch eine Arroganz gegenüber dem deutlichen Signal der Parteibasis!

Die wahren Gründe des Niedergangs

Was die SPD-Granden nicht wahrhaben wollen: Das miserable Ergebnis Klingbeils ist nur ein Symptom einer viel tieferen Krise. Die Sozialdemokraten haben sich von ihrer Kernklientel entfremdet. Statt sich um die Sorgen der arbeitenden Bevölkerung zu kümmern, verliert sich die Partei in identitätspolitischen Debatten und grünen Träumereien. Die Quittung? Historisch schlechte Wahlergebnisse und eine Basis, die ihrem eigenen Vorsitzenden das Vertrauen entzieht.

"Ein bisschen bin ich ja der Blitzableiter vielleicht auch für viele andere, und das gehört dann in der Verantwortung auch mit dazu"

Diese Aussage Klingbeils offenbart die ganze Misere der SPD. Statt klare Führung zu zeigen, versteckt er sich hinter nebulösen Formulierungen. "Ein bisschen", "vielleicht", "auch mit dazu" – so spricht kein selbstbewusster Parteichef, sondern jemand, der seine eigene Position nicht mehr versteht.

Bas als strahlende Siegerin?

Während Klingbeil abstürzte, erhielt seine Co-Vorsitzende Bärbel Bas satte 95 Prozent Zustimmung. Doch auch sie rechtfertigt Klingbeils Debakel als "Resultat von Verantwortung". Verantwortung wofür? Für das Versagen der SPD? Für den Ausverkauf sozialdemokratischer Werte? Die Partei scheint in einer Parallelwelt zu leben, in der Niederlagen zu Siegen umgedeutet werden.

Besonders pikant: Die ehemalige Innenministerin Nancy Faeser zeigt sich überrascht vom schlechten Abschneiden Klingbeils. Hatte sie etwa die Stimmung in der eigenen Partei nicht mitbekommen? Oder wollte sie sie nicht wahrhaben?

Die SPD am Scheideweg

Der Parteitag in Berlin sollte eigentlich ein Neuanfang werden. Stattdessen offenbart er die tiefen Risse in der ältesten Partei Deutschlands. Mit Olaf Scholz und Saskia Esken verabschieden sich zwei Symbolfiguren des Niedergangs. Esken beklagt sich über "Häme", die über sie "ausgekübelt" worden sei. Doch war es wirklich nur Häme – oder berechtigte Kritik an einer Politik, die die SPD an den Rand der Bedeutungslosigkeit geführt hat?

Die neue Große Koalition unter Friedrich Merz mag der SPD eine Atempause verschaffen. Doch solange die Partei nicht bereit ist, sich ehrlich mit ihren Fehlern auseinanderzusetzen, wird sie weiter an Bedeutung verlieren. Klingbeils schwaches Ergebnis ist kein Betriebsunfall, sondern ein Warnschuss. Die Frage ist nur: Will die SPD-Führung ihn hören?

Was Deutschland jetzt braucht, sind keine "Blitzableiter", sondern Politiker mit klaren Überzeugungen und dem Mut, für traditionelle Werte einzustehen. Die SPD scheint davon weiter entfernt denn je. Während sich die Parteiführung in Durchhalteparolen übt, wendet sich die Basis ab. 64,9 Prozent – das ist keine Bestätigung, sondern eine Bankrotterklärung.

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