Kettner Edelmetalle
06.09.2025
08:47 Uhr

KI-Giganten plündern Bücherschätze: Anthropic muss 1,5 Milliarden Dollar blechen

Die schöne neue Welt der Künstlichen Intelligenz hat ihren Preis – und der wird jetzt erstmals in harten Dollar beziffert. Das von Amazon und Alphabet hofierte KI-Startup Anthropic soll satte 1,5 Milliarden Dollar in einen Entschädigungsfonds einzahlen, nachdem es beim digitalen Bücher-Raubzug erwischt wurde. Was für eine Ironie: Ausgerechnet die Technologie, die uns die Zukunft versprechen soll, bedient sich schamlos an den geistigen Errungenschaften der Vergangenheit.

Der große KI-Bücherklau

Die Autoren Andrea Bartz, Charles Graeber und Kirk Wallace Johnson hätten es sich wohl nie träumen lassen, dass ihre Werke eines Tages ungefragt in den digitalen Schlund eines KI-Chatbots wandern würden. Doch genau das sei geschehen: Millionen illegal kopierter Bücher sollen dem KI-Chatbot Claude als Futter gedient haben. Claude, der sich als smarter Konkurrent zu ChatGPT positioniert, wurde offenbar mit dem geistigen Eigentum anderer gemästet.

Besonders pikant: Die Einigung entspricht etwa 3.000 Dollar pro Buch – dem Vierfachen des gesetzlichen Mindestschadenersatzes. Man könnte meinen, die Tech-Giganten hätten endlich verstanden, dass Kreativität ihren Preis hat. Doch der Schein trügt.

Silicon Valley's moralischer Bankrott

Was sagt es über unsere Zeit aus, wenn milliardenschwere Tech-Konzerne erst vor Gericht gezerrt werden müssen, um für gestohlenes geistiges Eigentum zu bezahlen? Die Arroganz der KI-Industrie kennt offenbar keine Grenzen. Während sie uns vollmundig eine bessere Zukunft versprechen, plündern sie die Schöpfungen derer, die sich "am wenigsten leisten können", wie Mary Rasenberger vom Schriftstellerverband Authors Guild treffend bemerkte.

Anthropic ist dabei kein Einzelfall. Die Klagewelle rollt bereits: OpenAI, Microsoft, Meta Platforms und neuerdings auch Apple stehen am Pranger. Der Vorwurf ist immer derselbe: systematischer Diebstahl urheberrechtlich geschützter Werke für das Training ihrer KI-Systeme.

Die wahren Kosten des "Fortschritts"

Während unsere Bundesregierung mit ihrem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur die nächsten Generationen in die Schuldenfalle treibt, zeigt sich in den USA zumindest ansatzweise, dass Rechtsstaatlichkeit noch funktionieren kann. Die 1,5 Milliarden Dollar mögen für Anthropic – frisch mit 183 Milliarden Dollar bewertet – Peanuts sein, doch sie senden ein wichtiges Signal.

Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet die Propheten der digitalen Revolution beim analogen Diebstahl erwischt werden. Während sie uns KI als Heilsbringer verkaufen wollen, vergessen sie die fundamentalsten Prinzipien des Respekts vor geistigem Eigentum.

Ein Pyrrhussieg für die Kreativwirtschaft?

Die "historische Einigung", wie Anwalt Justin Nelson sie nennt, könnte tatsächlich wegweisend sein. Doch was nützt es, wenn die geraubten Werke bereits in den neuronalen Netzen der KI-Systeme verwoben sind? Anthropic muss zwar die illegalen Kopien vernichten, behält aber die Rechte an "legal erworbenen und eingescannten Büchern". Ein klassischer Fall von: Erst schießen, dann fragen.

Die eigentliche Tragödie liegt darin, dass diese Tech-Giganten offenbar erst durch drakonische Strafen zur Vernunft gebracht werden müssen. In einer Zeit, in der traditionelle Werte wie Respekt, Anstand und Rechtschaffenheit immer mehr verfallen, zeigt sich hier exemplarisch der moralische Kompass einer Industrie, die sich als Speerspitze des Fortschritts inszeniert.

Vielleicht sollten wir uns weniger Gedanken über die Zukunft der KI machen und mehr darüber, wer eigentlich die Menschen hinter diesen Maschinen sind. Denn eines zeigt dieser Fall überdeutlich: Ohne klare rechtliche Schranken kennt die Gier der Tech-Industrie keine Grenzen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Milliardenzahlung nur der Anfang ist – und nicht das Ende einer längst überfälligen Debatte über Ethik im digitalen Zeitalter.

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