
Kanada und EU schmieden Verteidigungspakt: Die neue Achse gegen Trumps Amerika
Während Donald Trump weiterhin traditionelle Bündnisse mit Füßen tritt und seine Zollkeule schwingt, suchen sich Amerikas ehemalige Verbündete neue Partner. In Brüssel unterzeichneten Kanadas Premierminister Mark Carney und die EU-Spitzen Ursula von der Leyen sowie António Costa am Montag ein weitreichendes Verteidigungsabkommen – ein deutliches Signal an Washington, dass die Welt sich neu ordnet.
Die Abkehr vom großen Bruder
Carneys Worte bei der Pressekonferenz hätten klarer nicht sein können: Kanada sei "das europäischste aller nicht-europäischen Länder" und schaue "zuerst zur Europäischen Union, um eine bessere Welt zu bauen". Man muss kein Diplomat sein, um zwischen den Zeilen zu lesen: Die Zeiten, in denen Ottawa reflexartig nach Washington blickte, scheinen vorbei zu sein.
Der ehemalige Zentralbanker Carney, der im April mit dem Versprechen gewann, Kanada werde nicht der 51. US-Bundesstaat werden – eine von Trump immer wieder ins Spiel gebrachte Provokation –, vollzieht nun die angekündigte Diversifizierung der internationalen Partnerschaften. Dass er dies ausgerechnet zu einem Zeitpunkt tut, an dem Trump mit seinen Zöllen von 20 Prozent auf EU-Importe und 25 Prozent auf kanadische Waren die transatlantischen Beziehungen vergiftet, ist kein Zufall.
Militärische Zusammenarbeit in unsicheren Zeiten
Das neue Sicherheits- und Verteidigungsabkommen öffnet Kanada die Tür zum 150-Milliarden-Euro schweren EU-Verteidigungsfonds "Safe". Von der Leyen betonte, dies bedeute gemeinsame Fähigkeiten, Interoperabilität und gemeinsame Beschaffung, insbesondere bei der Luftverteidigung. "Der Zugang Kanadas zu unserer gemeinsamen Beschaffung in der Europäischen Union – die Tür steht offen", erklärte sie.
"Wir befinden uns an einem Wendepunkt der Geschichte, in einer Welt, die gefährlicher und gespaltener ist, in einer Zeit, in der die regelbasierte internationale Ordnung bedroht ist."
Diese Worte Carneys spiegeln die Realität wider: Der Ukraine-Krieg tobt weiter, der Nahost-Konflikt eskalierte im Juni dramatisch mit israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen, und die USA unter Trump isolieren sich zunehmend selbst. In dieser Gemengelage suchen traditionelle Verbündete neue Wege der Zusammenarbeit.
Europas neue Strategie
Die EU verfolgt offensichtlich eine Strategie der Diversifizierung ihrer Sicherheitspartnerschaften. Nach dem Abkommen mit Großbritannien unter Keir Starmer ist Kanada das erste Land in Amerika, das einen solchen Pakt unterzeichnet. Weitere Vereinbarungen bestehen bereits mit Norwegen und Japan.
Bemerkenswert ist auch der symbolische Akt, den Carney vor dem Gipfel vollzog: Gemeinsam mit seiner Frau Diana Fox besuchte er den Militärfriedhof Schoonselhof in Antwerpen, wo 348 kanadische Soldaten begraben liegen. Diese "tapferen jungen Soldaten", so Carney, seien "über den Atlantik gereist, um die Freiheit Europas zu verteidigen". Die historische Verbindung zwischen Kanada und Europa wird hier bewusst beschworen – als Gegenentwurf zu Trumps "America First"-Doktrin.
Wirtschaftliche Verflechtungen als Fundament
Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Kanada belaufen sich auf 125 Milliarden Euro, untermauert durch das CETA-Abkommen von 2016. Dass dieses Abkommen noch immer nicht von allen EU-Mitgliedstaaten ratifiziert wurde – darunter Frankreich, Italien und Polen – zeigt allerdings auch die Grenzen der europäischen Einigkeit auf.
Während Trump mit seinen Zöllen die Weltwirtschaft in Turbulenzen stürzt und über 5 Millionen Menschen in 2100 Städten gegen seine Politik protestieren, formiert sich eine neue Allianz der Vernünftigen. Die Frage ist nur: Wird diese Achse stark genug sein, um dem amerikanischen Unilateralismus etwas entgegenzusetzen? Oder erleben wir gerade den Beginn einer dauerhaften Spaltung des Westens?
Eines steht fest: Die Welt ordnet sich neu. Und während die deutsche Große Koalition unter Friedrich Merz noch nach ihrer Rolle sucht und mit einem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen die nächsten Generationen belastet, zeigen Kanada und die EU, wie moderne Bündnispolitik aussehen könnte. Ob dies ausreicht, um in einer zunehmend multipolaren Welt zu bestehen, wird die Zukunft zeigen.
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