Kettner Edelmetalle
02.07.2025
10:28 Uhr

Indiens Außenminister weist Trumps Behauptungen zurück: Handelsgespräche spielten keine Rolle bei Pakistan-Waffenstillstand

Die Wahrheit über die angebliche US-Vermittlung zwischen Indien und Pakistan kommt ans Licht. Indiens Außenminister S. Jaishankar hat die vollmundigen Behauptungen von US-Präsident Donald Trump entschieden zurückgewiesen, wonach Amerika durch Handelsversprechen einen Waffenstillstand zwischen den südasiatischen Nachbarn herbeigeführt haben soll. Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Trump-Administration ihre außenpolitischen "Erfolge" aufbläht?

Trumps fragwürdige Vermittlungsgeschichte

Der US-Präsident hatte wiederholt behauptet, die Vereinigten Staaten hätten während der viertägigen militärischen Konfrontation im Mai zwischen beiden Ländern vermittelt. Dabei soll er beiden Nationen verstärkte Handelsbeziehungen in Aussicht gestellt haben, falls sie ihre Feindseligkeiten einstellen würden. Doch Jaishankar stellte in einem Interview mit Newsweek klar: "Die Handelsleute machen das, was Handelsleute tun sollten - sie verhandeln über Zahlen, Linien und Produkte und treffen ihre Kompromisse. Sie sind sehr professionell und sehr, sehr fokussiert dabei."

Diese diplomatische, aber unmissverständliche Zurückweisung zeigt, dass die indische Regierung wenig von Trumps Selbstdarstellung als großer Friedensstifter hält. Die Realität sieht offenbar anders aus als die Version, die das Weiße Haus der Weltöffentlichkeit präsentiert.

Die wahren Ereignisse der Mai-Krise

Besonders aufschlussreich sind Jaishankars Enthüllungen über die tatsächlichen Geschehnisse während der Krise. Der Außenminister berichtete, er sei persönlich anwesend gewesen, als US-Vizepräsident J.D. Vance am Abend des 9. Mai mit Premierminister Narendra Modi telefonierte. Vance habe gewarnt, dass Pakistan einen "massiven Angriff" auf Indien starten würde, falls Delhi nicht auf bestimmte Forderungen eingehe.

Modis Antwort sei eindeutig gewesen: Indien werde auf jeden Angriff reagieren. Und tatsächlich: "Die Pakistaner griffen uns in dieser Nacht massiv an, wir reagierten sehr schnell darauf", so Jaishankar. Diese Darstellung zeichnet ein völlig anderes Bild als Trumps Version einer erfolgreichen US-Vermittlung durch Handelsanreize.

Handelsgespräche unter Zeitdruck

Während die angebliche Vermittlerrolle der USA sich als Luftnummer entpuppt, laufen die Handelsgespräche zwischen Washington und Neu-Delhi tatsächlich auf Hochtouren. Trump hat eine Deadline bis zum 9. Juli gesetzt - danach drohen gegenseitige Strafzölle. Ein typisches Druckmittel der Trump-Administration, das zeigt, wie sehr die "America First"-Politik internationale Beziehungen belastet.

Jaishankar gab sich dennoch optimistisch: "Wir sind mittendrin, hoffentlich mehr als mittendrin, in sehr komplexen Handelsverhandlungen. Wir denken heute, dass es im Handel ein Geben und Nehmen geben muss." Doch gleichzeitig machte er klar, dass auch Indien seine eigenen Interessen verteidigen werde: "Genau wie die Menschen in den USA eine Meinung über Indien haben, haben auch die Inder eine Meinung über die USA."

Rote Linien bei Landwirtschaft und Milchprodukten

Indiens Finanzministerin Nirmala Sitharaman zog unterdessen klare rote Linien für die Verhandlungen. Landwirtschaft und Milchprodukte müssten von jedem Zollabkommen ausgeschlossen werden, stellte sie gegenüber der Financial Express klar. Eine Position, die zeigt, dass Indien sich nicht einfach den amerikanischen Forderungen beugen wird.

Diese Standhaftigkeit ist bemerkenswert angesichts des enormen Drucks, den die Trump-Administration aufbaut. Während das Weiße Haus durch Sprecherin Karoline Leavitt verkünden ließ, man sei dabei, ein Handelsabkommen zu "finalisieren", zeigt die indische Seite, dass sie sich nicht überrumpeln lässt.

Das Quad-Treffen als diplomatische Bühne

Jaishankars Äußerungen fielen während seines Aufenthalts in Washington für ein Treffen der Außenminister des sogenannten Quad - einer Allianz aus Indien, den USA, Japan und Australien. Diese Gruppierung, die als Gegengewicht zu Chinas wachsendem Einfluss in der Region gedacht ist, bietet Indien eine Plattform, um seine eigenständige Position zu demonstrieren.

Die Episode zeigt einmal mehr, wie die Trump-Administration versucht, außenpolitische Erfolge zu konstruieren, wo keine sind. Gleichzeitig wird deutlich, dass Indien unter Modi selbstbewusst genug ist, um solche Narrative zurückzuweisen und seine eigenen Interessen zu verfolgen. In einer multipolaren Welt, in der die USA nicht mehr unangefochten dominieren, ist das ein Zeichen der Zeit.

Ob das angekündigte Handelsabkommen tatsächlich zustande kommt, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Die Zeiten, in denen Washington einfach diktieren konnte, was andere Länder zu tun haben, sind vorbei. Und das ist vielleicht die wichtigste Botschaft, die von diesem diplomatischen Schlagabtausch ausgeht.

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