Kettner Edelmetalle
17.08.2025
09:40 Uhr

Griechenland wird zum Pulverfass: Wenn "Erholungsurlaub" für Soldaten zur nationalen Zerreißprobe wird

Was passiert, wenn ein Land, das traditionell als Urlaubsparadies gilt, plötzlich zum Schauplatz erbitterter ideologischer Grabenkämpfe wird? Griechenland erlebt derzeit genau diese Transformation – und die Verantwortlichen in Athen scheinen die Tragweite dieser Entwicklung völlig zu unterschätzen.

Das "Breathe"-Programm: Therapeutische Erholung oder moralische Bankrotterklärung?

Die Idee klingt zunächst harmlos: Israelische Soldaten, die im Gaza-Einsatz waren, sollen sich auf Kreuzfahrten in der Ägäis erholen. Das Programm trägt den bezeichnenden Namen "Breathe" – atmen. Doch was hier als therapeutische Maßnahme verkauft wird, entpuppt sich als Zündstoff für eine ohnehin gespaltene griechische Gesellschaft. Die "Crown Iris", ein Luxuskreuzfahrtschiff unter panamaischer Flagge, wird zum schwimmenden Symbol eines Konflikts, der längst die Grenzen des Nahen Ostens überschritten hat.

Besonders pikant: Die Fahrten werden von der "Sword of Iron"-Organisation gesponsert und sind bis weit ins Jahr 2026 geplant. Man stelle sich vor: Während in Gaza weiterhin gekämpft wird, planen die Organisatoren bereits Erholungsreisen für die nächsten anderthalb Jahre. Diese Chuzpe muss man erst einmal haben.

Von Mykonos bis Piräus: Ein Land im Ausnahmezustand

Die Reaktionen der griechischen Bevölkerung sprechen Bände. In Volos wurden Feuerwehrwagen – die eigentlich dringend zur Bekämpfung der verheerenden Waldbrände benötigt würden – als Barrikaden gegen Demonstranten zweckentfremdet. In Piräus empfingen schwer bewaffnete Polizisten in voller Montur die Protestierenden. Tsatsiki-Becher flogen als "Gastgeschenke", Feuerlöscher wurden den Einsatzkräften mit dem bissigen Kommentar überreicht, sie sollten damit "etwas Sinnvolles tun".

Die kommunistische Partei KKE und ihre nahestehenden Gewerkschaften orchestrieren diese Proteste – und sie finden breiten Widerhall in der Bevölkerung. "Griechenland ist kein Erholungsort für Kriegsverbrecher", schallt es durch die Häfen. Eine Parole, die tief sitzt und die Stimmung im Land treffend wiedergibt.

Varoufakis und die moralische Keule

Der ehemalige Finanzminister Yanis Varoufakis, bekannt für seine theatralischen Auftritte und seine BDS-Mitgliedschaft, nutzt die Gelegenheit für maximale Provokation. Seine Aussage, "Tourismus darf nicht der Sündenreinigung für Kriegsverbrechen dienen", mag polemisch sein, trifft aber offenbar einen Nerv. Wenn er von "Kollaboration mit dem Terrorstaat" spricht, bedient er sich einer Rhetorik, die in Griechenland mit seiner Geschichte deutscher Besatzung besonders schwer wiegt.

Die Eskalationsspirale dreht sich weiter

Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Gewalt auf beiden Seiten. Ein israelischer Tourist schlug in Agios Nikolaos auf Kreta eine Ladenbesitzerin nieder, nachdem er sich von einem Schild provoziert fühlte. Die griechische Polizei verweigerte die Aufnahme einer Anzeige – ein Skandal, der zeigt, wie sehr die Behörden zwischen den Fronten zerrieben werden.

Auf der anderen Seite antworten israelische Touristen mit Stinkefingern und Parolen, die die Auslöschung Griechenlands durch die Türkei herbeiwünschen. Man fragt sich: Ist das noch Erholungsurlaub oder bereits ein Stellvertreterkrieg auf griechischem Boden?

Die Regierung zwischen allen Stühlen

Die griechische Regierung manövriert sich in eine unmögliche Position. Einerseits unterhält sie enge militärische Beziehungen zu Israel, lässt die israelische Luftwaffe im griechischen Luftraum trainieren und ignoriert internationale Haftbefehle gegen Netanyahu. Andererseits kann sie die wachsende Wut in der eigenen Bevölkerung nicht mehr ignorieren.

Der Athener Bürgermeister Haris Doukas brachte es auf den Punkt: "Wir lassen uns von denen, die Zivilisten töten, keine Lektionen in Demokratie erteilen." Eine Aussage, die zeigt, wie tief der Riss durch die griechische Gesellschaft geht. Links der Mitte findet sich kaum noch jemand, der Israels Vorgehen verteidigt.

Das "verlorene Paradies" und seine Konsequenzen

Griechenland verwandelt sich für Israelis vom Urlaubsparadies zum "verlorenen Paradies", wie dortige Medien beklagen. Doch die wahren Verlierer sind die Griechen selbst. Ihr Land wird zum Austragungsort eines Konflikts, der nicht der ihre ist. Die Spaltung der Gesellschaft, die Instrumentalisierung von Ressourcen für politische Zwecke und die zunehmende Gewalt sind Symptome einer gefährlichen Entwicklung.

Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen: Diese Situation wird sich weiter zuspitzen. Die griechische Regierung täte gut daran, ihre Position zu überdenken. Ein Land, das seine eigene Bevölkerung gegen ausländische Touristen in Stellung bringen muss, hat ein fundamentales Problem. Und dieses Problem lässt sich nicht mit Polizeiknüppeln lösen.

"Solidarität ist nicht kriminell" – so Varoufakis. Man mag von ihm halten, was man will, aber in diesem Punkt hat er recht. Die Kriminalisierung von Protest ist der erste Schritt in eine gefährliche Richtung.

Die "Crown Iris" mag am 15. August wieder Richtung Haifa abgelegt haben, doch die Wunden, die diese Fahrten in der griechischen Gesellschaft aufreißen, werden so schnell nicht heilen. Griechenland steht vor der Wahl: Will es weiterhin als Erholungsort für umstrittene "Therapieprogramme" dienen oder seine eigene Souveränität und den sozialen Frieden bewahren? Die Antwort auf diese Frage wird die Zukunft des Landes maßgeblich prägen.

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