
Goldexporte im Würgegriff: Sudans verzweifelte Suche nach neuen Märkten
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben den Handel mit dem Sudan komplett eingestellt – ein Schlag ins Gesicht für das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land, das nun händeringend nach alternativen Abnehmern für sein Gold sucht. Was wie eine weitere Episode im endlosen Drama des afrikanischen Kontinents klingt, offenbart bei genauerer Betrachtung die brutale Realität globaler Machtspiele und die Fragilität von Handelsbeziehungen in Krisenzeiten.
Wenn der größte Partner die Tür zuschlägt
Mit einem Handelsvolumen von 2,2 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr waren die VAE Sudans wichtigster Handelspartner. Doch seit dem 7. August herrscht Funkstille. Die Golfnation hat sämtliche Handelsbeziehungen gekappt – ein Embargo, das sich wie ein Lauffeuer auf alle Transitgüter aus Asien und anderen Golfstaaten ausgeweitet hat. Die Häfen der VAE dürfen keine Fracht mehr abwickeln, die für den Sudan bestimmt ist oder von dort kommt.
Der offizielle Grund? Die sudanesische Militärregierung wirft den VAE vor, die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) zu bewaffnen – ein Vorwurf, den die Emirate vehement bestreiten. Doch hinter den diplomatischen Floskeln verbirgt sich ein knallhartes geopolitisches Kalkül, das einmal mehr zeigt, wie schnell vermeintlich stabile Handelsbeziehungen zu Schachfiguren in größeren Machtspielen werden können.
Gold als Überlebenselixier in Kriegszeiten
Für den Sudan ist Gold mehr als nur ein glänzendes Metall – es ist die Lebensader einer Wirtschaft, die seit April 2023 im Würgegriff eines brutalen Bürgerkriegs gefangen ist. Ironischerweise hat der Konflikt zwischen Militär und RSF die Goldproduktion sogar angekurbelt, da beide Seiten verzweifelt nach Finanzierungsquellen für ihre Kriegsführung suchen.
"Sudan ist sehr daran interessiert, die strategische Zusammenarbeit mit Ägypten im Bergbausektor zu vertiefen", erklärte Bergbauminister Nour Al-Daem Taha bei einem Treffen in Kairo – ein diplomatischer Hilferuf, der die Verzweiflung kaum verhüllen kann.
Die sudanesische Regierung hat bereits vorläufige Vereinbarungen mit dem Oman getroffen, um neue Absatzmärkte für ihr Gold zu erschließen. Delegationen tingeln durch Bahrain und Katar, auf der Suche nach alternativen Schifffahrtsrouten. Sogar mit Ägypten werden Gespräche über eine verstärkte Kooperation im Bergbausektor geführt.
Die neue Goldroute: Von Dubai nach Doha?
Besonders interessant erscheint die Initiative mit Katar. Bereits im vergangenen Jahr vereinbarten beide Länder die Einrichtung einer Anlage in Doha zur Abwicklung sudanesischer Goldexporte. Finanzminister Gibril Ibrahim traf sich Ende letzten Monats mit seinem katarischen Amtskollegen, um das Projekt voranzutreiben. Es scheint, als würde Katar die Gunst der Stunde nutzen, um seinen regionalen Einfluss auszubauen – auf Kosten der VAE.
Die bittere Ironie des Goldreichtums
Während die politischen Eliten um Handelsrouten und Machteinfluss feilschen, versinkt das sudanesische Volk immer tiefer im Elend eines Krieges, der bereits Zehntausende Todesopfer gefordert und Millionen zu Flüchtlingen gemacht hat. Das Gold, das eigentlich Wohlstand bringen sollte, finanziert stattdessen einen Konflikt, der das Land in die Steinzeit zurückbombt.
Die Geschichte des Sudan ist ein Lehrstück dafür, wie schnell vermeintlich sichere Handelsbeziehungen zerbrechen können. Wer sich ausschließlich auf einen Partner verlässt, steht im Ernstfall vor dem Nichts. Eine Lektion, die auch für deutsche Unternehmen relevant sein dürfte, die sich in ihrer Abhängigkeit von einzelnen Märkten oder Lieferanten allzu sicher wähnen.
Gold bleibt Gold – unabhängig von politischen Wirren
Während Handelsembargos kommen und gehen, behält physisches Gold seinen Wert. Es ist kein Zufall, dass gerade in Krisenzeiten die Nachfrage nach dem Edelmetall steigt. Für Anleger, die ihr Vermögen vor den Unwägbarkeiten geopolitischer Verwerfungen schützen wollen, bleibt Gold eine sinnvolle Beimischung im Portfolio – unabhängig davon, ob es aus dem Sudan, Südafrika oder anderen Förderländern stammt.
Die sudanesische Tragödie zeigt einmal mehr: In einer Welt, in der Handelsbeziehungen über Nacht gekippt werden können und politische Allianzen so flüchtig sind wie Wüstensand, bieten physische Edelmetalle eine Konstante, die keine Regierung per Dekret entwerten kann.
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