Kettner Edelmetalle
29.06.2025
10:20 Uhr

Gewaltexzess im Heiligen Land: Wenn christliche Dörfer brennen

Es sind Bilder, die das Herz eines jeden Christen erschüttern müssen: Brennende Häuser, zerstörte Ernten und verzweifelte Gläubige, die versuchen, ihre Heimat zu verteidigen. Was sich am 25. Juni 2025 im Westjordanland abspielte, wirft ein grelles Licht auf die Eskalation der Gewalt in einer Region, die ohnehin schon am Rande des Abgrunds steht.

Das christliche Dorf Taybeh, bekannt für seine traditionsreiche Brauerei und das jährliche Oktoberfest, wurde Ziel eines brutalen Überfalls israelischer Siedler. Es ist das letzte rein christliche Dorf im Westjordanland – ein Umstand, der die Attacke besonders symbolträchtig macht. Während die internationale Gemeinschaft gebannt auf die großen geopolitischen Verwerfungen im Nahen Osten starrt, vollzieht sich hier im Kleinen eine Tragödie, die exemplarisch für die Verrohung der Sitten steht.

Brandsätze gegen Bethlehem des 21. Jahrhunderts

Die Angreifer drangen nicht nur in Taybeh ein, sondern auch in das benachbarte muslimische Kafr Malik. Mit Brandsätzen bewaffnet, setzten sie Fahrzeuge und Wohnhäuser in Brand, verwüsteten landwirtschaftliche Flächen. Während die christlichen Bewohner von Taybeh glimpflich davonkamen – wenn man bei zerstörten Ernten und beschädigtem Eigentum überhaupt von "glimpflich" sprechen kann –, starben im Nachbarort drei muslimische Palästinenser.

Besonders verstörend ist die Rolle der israelischen Armee in diesem Drama. Nach eigenen Angaben hätten Soldaten das Feuer eröffnet, nachdem sie mit Steinen beworfen und vereinzelt beschossen worden seien. Die christlichen Dorfbewohner zeichnen ein gänzlich anderes Bild: Die Armee sei nicht gegen die marodierenden Siedler eingeschritten, sondern habe stattdessen auf unbewaffnete Zivilisten gezielt. Ein Vorwurf, der schwer wiegt und Fragen nach der Neutralität der Sicherheitskräfte aufwirft.

Wenn Beschützer zu Mittätern werden

Die Tatsache, dass fünf mutmaßliche Angreifer festgenommen, aber bereits am nächsten Morgen wieder freigelassen wurden, nährt den Verdacht einer stillschweigenden Duldung. Es entsteht der Eindruck eines rechtsfreien Raums, in dem Siedler nach Gutdünken schalten und walten können, während die eigentlich zum Schutz verpflichteten Sicherheitskräfte wegschauen oder gar aktiv Partei ergreifen.

Der katholische Abt Nikodemus Schnabel brachte die Fassungslosigkeit vieler auf den Punkt, als er auf X fragte: "Wann endet dieser unfassbare Hass?" Eine Frage, die nicht nur rhetorisch gemeint sein dürfte, sondern die fundamentale Erschütterung über die Zustände im Heiligen Land widerspiegelt.

Die vergessenen Christen des Orients

Taybeh ist mehr als nur ein Dorf. Mit seinen drei lebendigen Pfarreien – einer griechisch-orthodoxen, einer melkitischen griechisch-katholischen und einer lateinischen – repräsentiert es die jahrtausendealte christliche Präsenz im Heiligen Land. Eine Präsenz, die zunehmend unter Druck gerät und deren Fortbestand gefährdet ist.

Die wirtschaftliche Eigenständigkeit des Dorfes, maßgeblich getragen durch die lokale Brauerei, macht es zu einem Leuchtturm der Hoffnung in einer Region, die von Abhängigkeiten und Konflikten geprägt ist. Dass ausgerechnet dieses Symbol christlicher Beharrlichkeit zum Ziel wurde, kann kaum als Zufall gewertet werden.

900 Tote seit Oktober 2023

Die jüngsten Übergriffe sind kein isolierter Vorfall, sondern Teil einer anhaltenden Gewaltwelle. Laut Menschenrechtsorganisationen wurden seit Oktober 2023 über 900 Palästinenser im Westjordanland getötet. Eine Zahl, die das Ausmaß der Eskalation verdeutlicht und zeigt, dass die Region längst zu einem zweiten Kriegsschauplatz geworden ist.

Während die Weltöffentlichkeit gebannt auf die großen militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran schaut, vollzieht sich im Westjordanland eine schleichende Vertreibung. Die christliche Minderheit, ohnehin schon auf dem Rückzug, gerät dabei zwischen alle Fronten.

Das Schweigen der westlichen Welt

Besonders bitter ist das ohrenbetäubende Schweigen aus Berlin. Wo bleibt der Aufschrei der deutschen Politik? Wo sind die mahnenden Worte von Bundeskanzler Merz oder anderen hochrangigen Vertretern der neuen Großen Koalition? Die deutsche Staatsräson scheint blind zu machen für Unrecht, wenn es von der falschen Seite kommt.

Auch die Kirchen in Deutschland, sonst schnell bei der Hand mit moralischen Appellen, schweigen auffällig. Dabei müsste gerade der Angriff auf die letzten Christen im Heiligen Land ihre Solidarität wecken. Stattdessen herrscht betretenes Schweigen – ein Schweigen, das Bände spricht über die Prioritäten unserer Zeit.

Die Ereignisse von Taybeh werfen ein grelles Licht auf die Doppelmoral der internationalen Gemeinschaft. Während man sich in endlosen Debatten über Menschenrechte ergeht, brennen die Häuser der ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Es ist höchste Zeit, dass dieser Skandal beim Namen genannt wird – bevor das letzte christliche Dorf im Westjordanland nur noch eine Erinnerung ist.

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