Kettner Edelmetalle
12.08.2025
07:58 Uhr

Europa als Statist: Wie die EU beim Ukraine-Gipfel ihre eigene Bedeutungslosigkeit zelebriert

Während sich die Welt auf das mit Spannung erwartete Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Alaska vorbereitet, versucht die Europäische Union verzweifelt, sich als relevanter Akteur zu inszenieren. Was dabei herauskommt, ist ein Lehrstück in politischer Selbstüberschätzung und strategischer Naivität.

Brüssels Luftschlösser gegen die Realität der Großmächte

Eine Woche vor dem entscheidenden Gipfel präsentierte die EU einen sogenannten "Gegenplan" zur Ukraine-Krise. Die üblichen Verdächtigen – Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, Großbritannien und Finnland – stellten gemeinsam mit der EU-Kommission ein Papier vor, das offiziell als geheim deklariert wurde, aber wie durch ein Wunder seinen Weg in die Presse fand. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die Realität sieht freilich anders aus: Während Brüssel noch an Positionspapieren feilt, haben Washington und Moskau längst die Weichen gestellt. Europa spielt in diesem geopolitischen Schachspiel bestenfalls die Rolle des Zuschauers, der glaubt, durch lautes Rufen vom Spielfeldrand das Geschehen beeinflussen zu können.

Die vier Säulen der europäischen Illusion

Waffenstillstand als Vorbedingung – ein frommer Wunsch

Brüssel fordert, dass Verhandlungen nur bei einer bestehenden Waffenruhe oder stark reduzierten Kampfhandlungen stattfinden sollten. Diese Forderung offenbart ein fundamentales Missverständnis der diplomatischen Realität. Der Alaska-Gipfel ist nicht der Auftakt, sondern der Abschluss monatelanger Vorbereitungen. Die Architektur des Friedens wurde längst in diskreten Kanälen zwischen Washington und Moskau entworfen. Die EU-Forderung ist weniger Verhandlungstaktik als vielmehr ein verzweifelter Versuch, zuhause den Anschein von Handlungsfähigkeit zu wahren.

Die Ukraine am Verhandlungstisch – politisches Wunschdenken

Die offizielle Linie der EU besteht darauf, dass kein Friedensschluss ohne die Ukraine am Tisch geschlossen werden dürfe. In der harten Realität der Machtpolitik war genau dieser Punkt das erste Einfallstor für potenzielle Saboteure des Treffens. Putin lehnt die Teilnahme Kiews kategorisch ab, und Trump sieht keinen Grund, darauf zu bestehen. Ein unberechenbarer Akteur wie Selenski, der jederzeit mit einer Provokation den gesamten Rahmen sprengen könnte, hat in diesem hochsensiblen Setting keinen Platz. Kiew wird – genau wie die EU – nachträglich vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Sicherheitsgarantien – das Pferd von hinten aufgezäumt

Das EU-Papier fordert Sicherheitsgarantien für Kiew, bis hin zur Option eines NATO-Beitritts. Hier zeigt sich die ganze Weltfremdheit Brüssels: Die NATO-Frage ist längst entschieden – es wird keinen Beitritt der Ukraine geben. Der von Putin skizzierte Plan sieht durchaus Sicherheitsgarantien vor, allerdings für alle Parteien, einschließlich Russlands. Diese würden jedoch erst nach einem Waffenstillstand und einem Rahmenabkommen greifen. Wer Garantien vor den politischen Grundsatzentscheidungen fordert, beweist entweder mangelndes Verständnis für Diplomatie oder betreibt bewusste Demagogie.

Territoriale Fragen – zwischen Prinzipien und Pragmatismus

Brüssel beharrt darauf, dass es keine erzwungenen Grenzänderungen geben dürfe, allenfalls einen gleichwertigen Gebietstausch. Interessanterweise stammt dieser Vorschlag nicht von Putin, sondern von Trump selbst. Die geopolitische Kalkulation dahinter ist nüchtern: Russland kontrolliert derzeit 1.175 Quadratkilometer in Charkiw, 207 Quadratkilometer in Sumy sowie kleinere Flächen in Dnipropetrowsk. Die Ukraine hält etwa 25 Prozent der Oblast Donezk – fast 7.000 Quadratkilometer.

Bei fortschreitender russischer Offensive ist der Verlust dieser ukrainisch kontrollierten Gebiete nur eine Frage der Zeit. Ein kontrollierter Tausch könnte Kiew schmerzhafte Verluste und tausende Tote ersparen. Doch die EU-Strategen scheinen zu glauben, dass sich militärische Realitäten durch moralische Appelle ändern lassen.

Der strategische Offenbarungseid

Was wir hier erleben, ist nichts weniger als der Offenbarungseid europäischer Außenpolitik. Die EU redet, als wäre sie Mitgestalterin der neuen Weltordnung, ist aber in Wirklichkeit nur Nachempfängerin von Entscheidungen, die in Washington und Moskau fallen. Ihre Forderungen zielen nicht auf konstruktive Verhandlungsergebnisse, sondern auf innenpolitische Selbstrechtfertigung.

Das Machtzentrum dieser Friedensinitiative liegt klar außerhalb der Europäischen Union. Während Trump und Putin die Zukunft Europas verhandeln, darf Brüssel bestenfalls zuschauen. Die tragische Ironie dabei: Die EU akzeptiert diese Rolle stillschweigend, solange sie nur den Anschein von Einfluss wahren kann.

"Europa spielt in diesem Endspiel nur eine Statistenrolle" – diese bittere Wahrheit sollte eigentlich ein Weckruf für die europäischen Eliten sein. Stattdessen verfassen sie weiter Positionspapiere, die niemand liest, und halten Pressekonferenzen, die niemanden interessieren.

Die deutsche Bundesregierung unter Friedrich Merz trägt ihren Teil zu diesem Trauerspiel bei. Statt endlich eine eigenständige, deutsche Interessenpolitik zu verfolgen, reiht man sich brav in den Brüsseler Chor ein. Dabei wäre gerade jetzt der Moment, in dem Deutschland als wirtschaftliche Führungsmacht Europas eigene Akzente setzen könnte. Doch dazu fehlt es offenbar sowohl an Mut als auch an strategischer Vision.

Was bleibt, ist die ernüchternde Erkenntnis: Während die Großmächte die Landkarte Europas neu ordnen, beschäftigt sich die EU mit Symbolpolitik und Selbstbespiegelung. Die wahren Entscheidungen fallen anderswo – und Europa wird sie akzeptieren müssen, ob es will oder nicht.

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