
Energiewende im Würgegriff: Netzbetreiber kapituliert vor Antragsflut – Neue Projekte müssen bis 2029 warten
Die deutsche Energiewende droht an ihrer eigenen Bürokratie zu ersticken. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz hat eine Hiobsbotschaft verkündet, die das ganze Ausmaß des Planungschaos offenbart: Bis 2029 können keine neuen Anlagen mehr ans Stromnetz angeschlossen werden. Die Kapazitäten seien vollständig ausgeschöpft, heißt es aus Berlin. Ein Armutszeugnis für ein Land, das sich gerne als Vorreiter der Energiewende inszeniert.
Wenn die Realität die grünen Träume einholt
Was sich hier offenbart, ist das Ergebnis jahrelanger Fehlplanung und ideologiegetriebener Politik. Während die ehemalige Ampel-Koalition und nun die Große Koalition unter Friedrich Merz vollmundig die Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz verankert haben, scheitert die Umsetzung bereits an den grundlegendsten Voraussetzungen. 93 bereits zugesagte Projekte – darunter Speicher, Großverbraucher und Erneuerbare-Energien-Anlagen – müssen erst einmal abgearbeitet werden, bevor überhaupt an neue Anschlüsse zu denken ist.
Besonders bitter: Weitere 235 Anträge liegen bereits auf dem Tisch und müssen nun jahrelang in der Warteschleife verharren. Die Antragsteller wurden aufgefordert mitzuteilen, ob sie überhaupt noch an ihren Projekten festhalten wollen. Man stelle sich vor: Investoren, die Millionen in die Hand nehmen wollen, um die vielgepriesene Energiewende voranzutreiben, werden wie Bittsteller behandelt und müssen sich hinten anstellen.
Das Windhund-Prinzip als Sinnbild deutscher Planlosigkeit
Die aktuelle Vergabepraxis folgt dem sogenannten Windhund-Prinzip – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Diese in der Kraftwerksnetzanschlussverordnung festgeschriebene Regelung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie in Deutschland Bürokratie über gesunden Menschenverstand triumphiert. Selbst Stefan Kapferer, CEO von 50Hertz, bezeichnet dieses Verfahren als "nicht sachgerecht". Man fragt sich: Warum wurde es dann überhaupt eingeführt?
"Das Windhund-Verfahren ist insbesondere für Speicherprojekte schlecht, die bereits einen hohen Reifegrad haben und deshalb auch gute Realisierungschancen."
Hier zeigt sich die ganze Absurdität: Ausgerechnet Großbatteriespeicher, die für die Stabilität des Stromnetzes bei schwankender Einspeisung aus Wind und Sonne unverzichtbar wären, müssen sich hinten anstellen. Stattdessen könnten Projekte mit fragwürdiger Realisierungswahrscheinlichkeit den Vortritt bekommen, nur weil sie früher eingereicht wurden.
Investoren flüchten – Deutschland verliert den Anschluss
Die Folgen dieser Misswirtschaft sind verheerend. Xenia Ritzkowsky von Enervis Energy Advisors bestätigt, was jeder vernünftige Beobachter längst ahnt: Die Verunsicherung bei Investoren wächst. Trotz grundsätzlicher Investitionsbereitschaft schrecken immer mehr Unternehmen vor den unkalkulierbaren Risiken zurück. Wer würde schon Millionen in Projekte stecken, wenn völlig unklar ist, wann – oder ob überhaupt – ein Netzanschluss erfolgen kann?
Die Bundesregierung hat mit ihrem 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur zwar große Versprechen gemacht, doch was nützen all die Schulden, wenn die grundlegendste Infrastruktur – das Stromnetz – nicht mithalten kann? Friedrich Merz hatte versprochen, keine neuen Schulden zu machen. Stattdessen bürdet er nun kommenden Generationen eine gigantische Schuldenlast auf, während gleichzeitig die Energiewende an banalen Anschlussproblemen scheitert.
Ein System am Limit – und niemand übernimmt Verantwortung
Was wir hier erleben, ist das Resultat einer Politik, die große Ziele verkündet, aber die praktische Umsetzung sträflich vernachlässigt. Während man sich in Berlin mit Klimaneutralitätszielen schmückt und die Welt retten will, versagt man bei der simplen Aufgabe, Stromkabel zu verlegen und Anschlüsse zu schaffen. Die deutsche Energiewende droht nicht an technischen Herausforderungen zu scheitern, sondern an bürokratischem Versagen und mangelnder Weitsicht.
Es rächt sich nun bitter, dass jahrelang ideologiegetrieben agiert wurde, statt pragmatisch zu planen. Die Netzbetreiber wurden mit immer neuen Vorgaben überhäuft, während gleichzeitig der notwendige Netzausbau verschleppt wurde. Jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen, der die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen kommen wird.
Zeit für einen Kurswechsel – aber wer traut sich?
Die Forderung von 50Hertz-Chef Kapferer nach einer Priorisierung nach volkswirtschaftlichem Nutzen kommt reichlich spät, ist aber überfällig. Doch wer soll diese Reform umsetzen? Eine Große Koalition, die bereits beim Thema Schuldenbremse ihre Versprechen bricht? Eine Politik, die lieber Symbolpolitik betreibt, als sich den harten Realitäten zu stellen?
Deutschland braucht dringend eine ehrliche Bestandsaufnahme seiner Energiepolitik. Statt immer neue, unrealistische Ziele zu verkünden, sollte man sich darauf konzentrieren, die Basics zu schaffen. Dazu gehört ein funktionierendes Stromnetz, das auch neue Anlagen aufnehmen kann. Alles andere ist Augenwischerei auf Kosten kommender Generationen und der deutschen Wirtschaft.
Die Energiewende mag ein hehres Ziel sein, doch wenn sie so dilettantisch umgesetzt wird wie bisher, wird sie zum Sargnagel für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Es ist höchste Zeit, dass die Politik aufwacht und pragmatische Lösungen findet – bevor es endgültig zu spät ist.