Ende einer Ära: Tupperware zieht sich aus Deutschland zurück - Traditionshersteller kapituliert vor modernem Zeitgeist
Was in den 1960er Jahren als revolutionäre Erfolgsgeschichte begann, endet nun in einem wirtschaftlichen Fiasko. Der amerikanische Haushaltswarenhersteller Tupperware hat überraschend das Ende seiner Geschäftstätigkeit in Deutschland verkündet. Nach über 60 Jahren Präsenz auf dem deutschen Markt müssen sich Kunden von den beliebten Frischhaltedosen verabschieden.
Das Ende der klassischen Tupperparty
Mit dem Rückzug aus Deutschland verschwindet auch ein Stück Wirtschaftskultur: Die legendären Tupperpartys, die einst Hausfrauen zusammenbrachten und für viele selbstständige Vertriebspartner eine wichtige Einnahmequelle darstellten, werden der Vergangenheit angehören. Rund 12.000 Berater in Deutschland verlieren damit ihre Geschäftsgrundlage - ein weiteres Opfer des sich wandelnden Konsumverhaltens in Zeiten von Online-Shopping und "Zero Waste"-Bewegung.
Dramatischer Niedergang trotz schwarzer Zahlen
Besonders bitter: Der deutsche Markt erwirtschaftete 2022 noch einen beachtlichen Gewinn von 22 Millionen Euro bei einem Umsatz von 70 Millionen Euro. Dennoch konnte dies den Konzern nicht von seiner Entscheidung abbringen, sich auf die Kernmärkte in China, Brasilien und Nordamerika zu konzentrieren.
Europaweiter Kahlschlag
Die Schließungswelle trifft nicht nur Deutschland - auch in Frankreich und Italien stellt der Konzern seine Aktivitäten ein. Besonders dramatisch ist die Situation in Belgien, wo das Produktionswerk in Aalst bereits am 8. Januar seine Pforten schloss und 270 Mitarbeiter in die Ungewissheit entließ. Auch das portugiesische Werk in Montalvo steht vor einer ungewissen Zukunft.
Der einstige Gigant der Haushaltswarenindustrie schrumpft dramatisch: Von einst 13.600 Mitarbeitern im Jahr 2011 sind heute nur noch 6.600 übrig. Der Umsatz in den USA brach von 2,67 Milliarden Dollar im Jahr 2013 auf magere 1,3 Milliarden Dollar in 2022 ein.
Symbolischer Niedergang traditioneller Vertriebswege
Der Niedergang von Tupperware steht symbolisch für den Wandel unserer Konsumgesellschaft. Während das traditionelle Direktvertriebsmodell der Tupperpartys früher für persönlichen Kontakt und Gemeinschaft stand, dominieren heute anonyme Online-Marktplätze und kurzlebige Trends das Geschehen. Eine Entwicklung, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Fragen aufwirft.
Für treue Kunden bleibt noch eine letzte Chance: Bestellungen, die bis zum 22. Dezember eingegangen sind, sollen bis Ende Januar ausgeliefert werden. Danach heißt es endgültig Abschied nehmen von einer Marke, die wie kaum eine andere für deutsche Haushaltskultur der Nachkriegszeit stand.
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