Kettner Edelmetalle
20.10.2023
07:05 Uhr

Die Inflation: Ein Wolf im Schafspelz?

Die jüngsten Aussagen des renommierten ifo-Instituts haben einiges an Aufsehen erregt. Die Schlagzeile lautet: "Wirtschaftsexperten erwarten Rückgang der Inflation weltweit". Für den unbedarften Leser mag das zunächst wie eine gute Nachricht klingen. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail.

Die Realität hinter den Schlagzeilen

Was zunächst wie eine positive Entwicklung klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als trügerische Hoffnung. Denn es geht nicht um sinkende Preise, sondern lediglich um einen verlangsamten Anstieg der Inflation. Mit anderen Worten: Die Preise werden weiter steigen, nur etwas langsamer als bisher. Eine sehr hohe Inflation bleibt uns also erhalten.

Und worüber reden wir hier eigentlich? Selbst für das Jahr 2026 prognostizieren ifo und andere Experten eine durchschnittliche globale Inflation von 4,5 %. In Westeuropa soll sie dann immer noch bei 2,4 % liegen, bei einem EZB-Ziel von 2, %. Die Zinserhöhungen der Zentralbanken wirken voraussichtlich erst mit einem Jahr Verzögerung, das Preiswachstum wird also erst nach und nach gedämpft.

Die unaufhaltsame Lohn-Preis-Spirale

Es gibt bestimmte Faktoren, die die EZB und andere Zentralbanken nicht beeinflussen können. Einer davon ist der demografische Wandel. Mit immer weniger Arbeitnehmern steigen die Gehälter zwangsläufig, wenn Unternehmen überhaupt noch neue Mitarbeiter finden wollen. Die Folge: Unternehmen müssen ihre Endkundenpreise ständig erhöhen, um diese höheren Gehälter refinanzieren zu können. Dies hält die Inflation am Laufen – eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale.

Inflation vs. Zinsen: Eine verzerrte Darstellung

Ein Blick auf den TradingView Chart zeigt die Entwicklung der Zinsen in der Eurozone (blaue Linie) und der Inflation (orange) seit 2017. Bis jetzt ist die Inflation auf 4,3 % zurückgegangen. Und in 2026 soll sie immer noch bei 2,4 % liegen? Zumindest sehen das die Wirtschaftsforscher so.

Kritische Betrachtung der ifo-Aussagen

Die heutigen Aussagen des ifo-Instituts klingen zunächst positiv: Die Inflationserwartungen sind zwar immer noch hoch, aber im Vergleich zum Vorquartal deutlich gesunken. Doch bei genauerer Betrachtung offenbart sich eine andere Realität: Die Inflationserwartungen für Westeuropa und Nordamerika liegen für 2023 deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt, sind aber im Vergleich zur letzten Quartalsumfrage um ,3 und ,4 Prozentpunkte gesunken.

Die Experten erwarten für das Jahr 2026 noch 2,4 Prozent Inflation für Westeuropa und 2,7 Prozent für Nordamerika. Besonders besorgniserregend sind die hohen Inflationserwartungen für Südamerika (20,5 Prozent) und weite Teile Afrikas.

Es ist also klar: Trotz aller positiven Schlagzeilen bleibt die Inflation ein ernstzunehmendes Problem. Es ist höchste Zeit, dass wir uns dieser Realität stellen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Denn die Inflation ist kein Wolf im Schafspelz – sie ist ein Wolf, der uns direkt ins Gesicht starrt.

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