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30.06.2024
16:03 Uhr

Deutsche Bahn: Das digitale Schlusslicht in Europa

Deutsche Bahn: Das digitale Schlusslicht in Europa

Die Deutsche Bahn steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Während andere europäische Länder bei der Digitalisierung ihrer Bahnsysteme weit fortgeschritten sind, hinkt Deutschland hinterher. Trotz ambitionierter Pläne und großer Ankündigungen bleibt der Fortschritt in vielen Bereichen aus. Wie konnte es dazu kommen?

Veraltete Technik und langsamer Fortschritt

Die Digital-Vorständin der Deutschen Bahn, Daniela Gerd tom Markotten, steht vor einer Mammutaufgabe. Trotz ihrer Bemühungen, die Bahn durch Digitalisierung voranzubringen, bleibt Deutschland beim Ausbau entscheidender Technologien wie dem European Train Control System (ETCS) das Schlusslicht in Europa. Dies ist besonders erstaunlich, da die Digitalisierung als Schlüssel gilt, um die Pünktlichkeit zu verbessern und die Kapazität zu erhöhen.

Die Hoffnung auf ETCS

ETCS steht für eine moderne Leit- und Sicherungstechnik, die die Effizienz und Auslastung der Bahnanlagen erheblich steigern könnte. Doch trotz der Hoffnungen und Versprechen stockt der Ausbau massiv. Die Abläufe bei der Bahn erinnern oft noch an die Ära von Fax und Festnetztelefon. Fahrdienstleiter müssen den Zugführern per Funk Anweisungen geben, was zeitaufwendig ist und zu großen Sicherheitsabständen zwischen den Zügen führt.

Technologische Rückständigkeit

Die Einführung von ETCS könnte diese Probleme lösen, indem Sensoren auf den Gleisen die Züge genau verorten und Daten in Echtzeit übermitteln. Dies würde die Abstände zwischen den Zügen verringern und die Kapazität um bis zu 35 Prozent erhöhen. Doch bisher wurden in Deutschland weniger als 1000 von 32.000 Schienenkilometern umgerüstet – ein kläglicher Wert im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.

Fehlende Prioritätensetzung

Branchenexperten wie Raphael Cavalcanti von Nova Mobility sehen die Gründe für die Rückständigkeit in der mangelnden Prioritätensetzung. Während Länder wie die Schweiz, die Niederlande oder Italien die Vorteile der Digitalisierung längst erkannt haben, herrschte in Deutschland lange Zeit Skepsis. Diese Zurückhaltung hat dazu geführt, dass Deutschland nun hinterherhinkt.

Koordination und Finanzierung als Schlüssel

Ein weiteres Problem liegt in der fehlenden Koordination zwischen Infrastruktur, Fahrzeugen und Betrieb. Jede Umstellung kostet Milliarden und ist nur dann sinnvoll, wenn alle drei Bereiche synchron ausgebaut werden. Daniela Gerd tom Markotten betont, dass klare staatliche Vorgaben und finanzielle Anschubfinanzierungen notwendig sind, um den Ausbau voranzutreiben.

Staatliche Unterstützung erforderlich

Die Bundesregierung hat kürzlich erste Schritte unternommen, um eine Koordinierungsstelle und Fördergelder durch das neue Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG) bereitzustellen. Verkehrsminister Volker Wissing versprach, dass durch die Kombination aus Sanierung und Digitalisierung dringend benötigte Kapazitäten im Netz geschaffen werden sollen. Bis 2030 sollen etwa 4,3 Milliarden Euro in drei Modellprojekte investiert werden.

Fazit

Die Deutsche Bahn steht vor einer gewaltigen Aufgabe: Die Digitalisierung des Schienennetzes ist entscheidend, um den Anschluss an andere europäische Länder nicht zu verlieren. Es bleibt zu hoffen, dass die jüngsten Maßnahmen der Bundesregierung den notwendigen Schub bringen, um die Bahn in eine moderne und effiziente Zukunft zu führen.

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