Kettner Edelmetalle
19.07.2025
12:02 Uhr

Bahn-Chaos ohne Ende: Lokführer fordern Lutz-Rauswurf – doch wer soll das Wrack noch retten?

Die Deutsche Bahn gleicht einem führerlosen Zug, der mit Vollgas auf den Abgrund zurast. Während die neue Große Koalition unter Friedrich Merz noch über „personelle Neuordnungen" philosophiert, fordert die Lokführergewerkschaft GDL Tatsachen: Bahn-Chef Richard Lutz müsse weg. Ein bemerkenswerter Vorstoß, der die Frage aufwirft: Kann überhaupt noch jemand diesen maroden Staatskonzern retten?

Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff nicht – noch nicht

GDL-Chef Mario Reiß findet klare Worte für den amtierenden Bahnvorstand. Lutz sei zwar „fair im Umgang" und als Finanzer durchaus kompetent, aber eben kein Sanierer. Eine vernichtende Diagnose, die umso schwerer wiegt, als sie von jemandem kommt, der es wissen muss. Die Lokführer erleben täglich hautnah, wie sehr die Bahn am Boden liegt.

Besonders pikant: Reiß macht Lutz persönlich für den desolaten Zustand des Unternehmens verantwortlich. Er habe „in der Vergangenheit die Bahn maßgeblich dorthin gebracht, wo sie heute steht". Ein Vorwurf, der sitzt – und der die Frage aufwirft, warum ein Manager, der ein Unternehmen an die Wand gefahren hat, immer noch im Amt ist.

Die Politik laviert, während die Züge stillstehen

Die neue Bundesregierung zeigt sich in dieser Personalfrage erstaunlich unentschlossen. Im Koalitionsvertrag ist zwar von einer „Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand" die Rede, doch konkrete Namen oder Zeitpläne? Fehlanzeige. Stattdessen versteckt man sich hinter Formulierungen wie „mehr Fachkompetenz abbilden" – als ob das Hauptproblem der Bahn ein Mangel an Expertise wäre und nicht jahrzehntelange politische Fehlsteuerung.

„Die Auswahl des Bahn-Managements ist Sache des Eigentümers", erklärt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Martin Burkert ausweichend.

Eine bemerkenswerte Aussage, die zeigt, wie sehr sich die Verantwortlichen aus der Affäre ziehen wollen. Dabei wäre gerade jetzt entschlossenes Handeln gefragt.

Schönreden statt Sanieren

Lutz selbst gibt sich erstaunlich gelassen angesichts der massiven Kritik. Er räumt zwar ein, vor Jahren nicht deutlich genug auf die Unterfinanzierung hingewiesen zu haben – ein Eingeständnis, das nach jahrelangem Versagen reichlich spät kommt. Gleichzeitig versucht er, mit angeblichen Verbesserungen bei der Wirtschaftlichkeit zu punkten.

Die Realität sieht anders aus: Die Pünktlichkeit sei „nicht akzeptabel", gibt selbst Lutz zu. Ein Euphemismus für das tägliche Chaos, das Millionen Pendler erleben. Langsamfahrstellen mögen weniger geworden sein, doch was nützt das, wenn die Züge trotzdem nicht pünktlich ankommen?

Das eigentliche Problem liegt tiefer

Die Personaldebatte um Lutz lenkt vom eigentlichen Problem ab: Die Deutsche Bahn ist das Ergebnis jahrzehntelanger politischer Fehlentscheidungen. Privatisierungsfantasien, Sparzwänge und die Vernachlässigung der Infrastruktur haben aus einem einst funktionierenden Staatsunternehmen eine Lachnummer gemacht.

Während in der Schweiz oder Japan die Züge auf die Minute genau fahren, versinkt Deutschland im Bahn-Chaos. Ein Armutszeugnis für eine Nation, die sich gerne als Technologieführer sieht. Die neue Regierung unter Merz hat versprochen, 500 Milliarden Euro in die Infrastruktur zu investieren – Geld, das über Generationen zurückgezahlt werden muss. Ob davon auch etwas bei der Bahn ankommt, bleibt abzuwarten.

Ein Systemversagen mit Ansage

Die Forderung nach Lutz' Ablösung ist berechtigt, greift aber zu kurz. Was die Bahn braucht, ist nicht nur ein neuer Chef, sondern eine grundlegende Neuausrichtung. Weg von politischen Spielchen und Prestigeprojekten, hin zu einem funktionierenden Transportsystem für die Bürger.

Doch solange die Politik die Bahn als Verschiebebahnhof für ausgediente Parteisoldaten und gescheiterte Manager nutzt, wird sich nichts ändern. Die Leidtragenden sind die Millionen Menschen, die täglich auf funktionierende Züge angewiesen sind – und stattdessen mit Verspätungen, Ausfällen und überfüllten Waggons kämpfen müssen.

Es bleibt die bittere Erkenntnis: In einem Land, in dem die Regierung lieber Milliarden für fragwürdige Klimaprojekte ausgibt, als die grundlegende Infrastruktur zu sanieren, ist die marode Bahn nur ein Symptom eines viel größeren Problems. Die Ablösung von Richard Lutz wäre bestenfalls ein Anfang – aber längst keine Lösung.

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