Kettner Edelmetalle
12.08.2025
09:19 Uhr

Alaska-Gipfel: Trumps Pokerspiel mit Putin könnte zur historischen Farce werden

Ein Treffen, das Geschichte schreiben könnte – oder als diplomatisches Desaster in die Annalen eingehen wird. Wenn Donald Trump am Freitag Wladimir Putin in Alaska empfängt, steht mehr auf dem Spiel als nur die Zukunft der Ukraine. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Westens, die Integrität des Völkerrechts und die Frage, ob sich Aggression am Ende doch auszahlt.

Ein Gipfel der Superlative – im negativen Sinne

Was sich da in Alaska anbahnt, spottet jeder diplomatischen Gepflogenheit. Binnen 36 Stunden aus dem Boden gestampft, ohne die übliche monatelange Vorbereitung, empfängt der US-Präsident einen Mann auf amerikanischem Boden, den der Internationale Strafgerichtshof als Kriegsverbrecher betrachtet. Allein diese Tatsache müsste jedem aufrechten Demokraten die Zornesröte ins Gesicht treiben.

Doch das eigentliche Skandalon liegt woanders: Die Zukunft der Ukraine soll möglicherweise ohne deren Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verhandelt werden. Ein Déjà-vu der übelsten Sorte – wer erinnert sich nicht an München 1938, als europäische Staatschefs mit Hitler über das Schicksal der Tschechoslowakei verhandelten, ohne die Betroffenen auch nur zu fragen?

Vier Szenarien zwischen Kapitulation und Konfrontation

Die Experten haben durchgerechnet, was uns erwartet. Mit 40 Prozent Wahrscheinlichkeit könnte Putin den Gipfel platzen lassen, sollte Trump auf Selenskyjs Teilnahme bestehen. Ein Machtspiel, das zeigen würde, wer hier wirklich die Fäden zieht. Immerhin 25 Prozent Wahrscheinlichkeit räumen die Analysten dem Szenario ein, dass Trump einknickt und Putin seinen Willen bekommt – ein Gipfel ohne den ukrainischen Präsidenten.

Noch demütigender wäre nur die 20-Prozent-Variante: Selenskyj darf anreisen, wird aber wie ein Bittsteller am Katzentisch geparkt, während die "großen Jungs" über sein Schicksal entscheiden. Nur magere 15 Prozent Wahrscheinlichkeit sehen die Experten dafür, dass Putin über seinen Schatten springt und Selenskyj als gleichberechtigten Gesprächspartner akzeptiert.

Die deutsche Rolle: Zwischen Vermittlung und Verzweiflung

Immerhin versucht Bundeskanzler Friedrich Merz, mit einer hastig einberufenen Schaltkonferenz noch Schadensbegrenzung zu betreiben. Gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und NATO-Generalsekretär Rutte will er Trump die europäische Position nahebringen. Ein verzweifelter Versuch, in letzter Minute noch Einfluss auf ein Treffen zu nehmen, das die Nachkriegsordnung Europas fundamental verändern könnte.

Besonders bitter: Selbst NATO-Generalsekretär Rutte signalisiert mittlerweile Bereitschaft, über territoriale Veränderungen zu diskutieren. Ein fatales Signal an alle Aggressoren dieser Welt – wer nur lange genug durchhält und brutal genug vorgeht, wird am Ende belohnt.

Das Völkerrecht als Verhandlungsmasse?

Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht weniger als die regelbasierte internationale Ordnung. Jede Gebietsabtretung an Russland wäre nicht nur ein Schlag ins Gesicht der ukrainischen Bevölkerung, die seit Jahren für ihre Freiheit kämpft und stirbt. Es wäre auch ein verheerendes Signal an alle Despoten dieser Welt: Aggression lohnt sich, wenn man nur die richtigen Druckmittel hat.

Die ukrainische Verfassung ist in diesem Punkt eindeutig: "Das Territorium der Ukraine ist in seinen bestehenden Grenzen unteilbar und unantastbar", heißt es in Artikel 2. Doch was zählen schon Verfassungen und Völkerrecht, wenn die Mächtigen unter sich ausmachen, was "realistisch" ist?

Ein bitteres Fazit

Die Geschichte lehrt uns, dass nicht immer Recht und Gerechtigkeit siegen, sondern oft genug die Gewalttätigen ihren Willen durchsetzen. Doch gerade deshalb sollten demokratische Staatschefs umso entschlossener für die Prinzipien einstehen, auf denen unsere freie Welt basiert. Stattdessen erleben wir möglicherweise gerade, wie diese Prinzipien auf dem Altar kurzfristiger "Deals" geopfert werden.

Trump mag sich als großer Dealmaker inszenieren und vom Friedensnobelpreis träumen. Doch ein fauler Frieden, der Aggression belohnt und das Völkerrecht mit Füßen tritt, ist keinen Cent wert. Er wäre vielmehr die Einladung für die nächste Aggression – und die übernächste. Wer heute die Ukraine opfert, darf sich morgen nicht wundern, wenn andere Despoten ähnliche "Deals" einfordern.

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