Kettner Edelmetalle
09.01.2024
10:48 Uhr

Alarmierender Anstieg der Stromimporte: Deutschlands Energiesouveränität in Gefahr

Alarmierender Anstieg der Stromimporte: Deutschlands Energiesouveränität in Gefahr

Deutschland, einst ein Nettoexporteur von Strom, sieht sich nun mit einer beunruhigenden Wende konfrontiert: Im Jahr 2023 wurde die Bundesrepublik erstmals seit vielen Jahren zum Nettoimporteur von Elektrizität. Dies ist ein direktes Resultat der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke und der fortschreitenden Stilllegung von Kohlekraftwerken. Laut jüngsten Daten der Bundesnetzagentur importierte Deutschland netto 11,7 Terawattstunden Strom, während noch im Vorjahr ein Überschuss von 26,9 Terawattstunden exportiert wurde. Der Strombedarf aus dem Ausland ist somit um 63 % angestiegen, und Experten prognostizieren für das Jahr 2024 eine weitere massive Zunahme der Netto-Stromimporte auf bis zu 38 Terawattstunden.

Die Kehrseite der Energiewende

Während die deutsche Energiewende mit dem Ziel des Klimaschutzes voranschreitet, offenbaren sich zunehmend die Schattenseiten dieser Politik. Die Abschaltung von Kohlekraftwerken führt zu einer Abhängigkeit von ausländischer Stromproduktion, die nicht nur die nationale Energiesicherheit gefährdet, sondern auch die Versorgungsstabilität eines Hochindustrielandes wie Deutschland in Frage stellt. Der Analysedienst ICIS berichtet, dass Frankreich, dank seiner Atomkraft, seine Position als Nettoexporteur und EU-Powerhouse festigt, während Deutschland in eine prekäre Abhängigkeit schlittert.

Die Illusion des grünen Stromimports

Einige Stimmen begrüßen die steigenden Stromimporte als Beitrag zum Klimaschutz, da saubere Energie aus dem Ausland bezogen wird. Doch diese Sichtweise verkennt, dass der importierte Strom nicht selten aus Kohle- und Kernkraftwerken stammt. Der Austausch von deutschem Kohlestrom durch polnischen oder deutschen Atomstrom durch französischen ist daher eher ein Scheinerfolg, der die eigentlichen Probleme verschleiert.

Eine Lücke, die Gas füllen soll?

Angesichts der aktuellen politischen Spannungen und der Trennung von Russland als Hauptgaslieferant, stellt sich die Frage, ob Gas als Brückentechnologie die Lücke für die Grundlast im deutschen Stromnetz schließen kann. Experten äußerten gegenüber dem Handelsblatt Bedenken hinsichtlich einer Finanzierungslücke von 60 Milliarden Euro für den Aufbau von Gaskraftwerken. Diese sollen einspringen, wenn erneuerbare Energien nicht ausreichend Strom liefern. Doch ist Gas wirklich die Lösung oder nur ein weiterer Schritt in die Abhängigkeit?

Fazit: Eine energiepolitische Gratwanderung

Deutschland steht vor einer energiepolitischen Gratwanderung. Die Abkehr von Kohle und Kernenergie und die Hinwendung zu erneuerbaren Energien sind lobenswerte Ziele. Doch die aktuelle Entwicklung zeigt, dass diese Transformation mit enormen Herausforderungen verbunden ist. Die steigenden Stromimporte sind ein Weckruf für die Notwendigkeit einer umfassenden und durchdachten Energiepolitik, die sowohl die Umwelt als auch die nationale Sicherheit berücksichtigt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen die Tragweite ihrer Entscheidungen erkennen und entsprechend handeln, bevor die Lichter ausgehen.

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