
Trump plant Ölbohrungen vor Kaliforniens Küste - Newsom kündigt erbitterten Widerstand an
Die Trump-Administration plant einen radikalen Kurswechsel in der amerikanischen Energiepolitik, der Kaliforniens Küsten in ein Ölfördergebiet verwandeln könnte. Ein durchgesickerter Entwurf des Innenministeriums sieht vor, zwischen 2027 und 2030 sechs neue Offshore-Pachtgebiete entlang der kalifornischen Küste zu vergeben - ein Vorhaben, das seit der verheerenden Ölkatastrophe von Santa Barbara 1969 undenkbar schien.
Historischer Tabubruch nach über 50 Jahren
Die geplante Wiedereröffnung der kalifornischen Gewässer für Ölbohrungen würde eine über fünf Jahrzehnte alte Beschränkung aufheben. Nach der Umweltkatastrophe von 1969, als vor Santa Barbara Millionen Liter Rohöl ins Meer strömten und die Strände verseuchten, hatte die US-Regierung neue Bohrlizenzen im Pazifik gestoppt. Seitdem galt Kaliforniens Küste als unantastbar - ein Konsens, den Trump nun aufkündigen will.
Besonders brisant: Die neuen Bohrgebiete sollen sich ausgerechnet wieder auf die Region um Santa Barbara konzentrieren, wo bereits begrenzte Förderungen stattfinden. Das texanische Unternehmen Sable Offshore zeigt bereits Interesse daran, drei stillgelegte Bohrplattformen in den Bundesgewässern zu reaktivieren.
Widerstand formiert sich auf allen Ebenen
Kaliforniens demokratischer Gouverneur Gavin Newsom ließ keinen Zweifel an seiner Position: Der Plan sei "bei Ankunft tot" und werde vor Gericht bekämpft werden. Während des COP30-Klimagipfels in Brasilien, wo Newsom in Abwesenheit jeglicher hochrangiger Trump-Vertreter die USA repräsentierte, bezeichnete er Trumps Klimapolitik als "Abscheulichkeit" und "Schande".
"Es ist bemerkenswert, dass Trump keine Bohrungen vor der Küste Floridas in der Nähe seines Mar-a-Lago-Resorts vorschlägt. Das sagt alles über Donald Trump aus."
Diese Aussage Newsoms trifft einen wunden Punkt: Während Kalifornien für neue Bohrungen geöffnet werden soll, bleiben die Gewässer vor Florida, Georgia und South Carolina bis mindestens 2032 geschützt - offenbar auf Druck republikanischer Politiker aus diesen Bundesstaaten.
Umweltschützer schlagen Alarm
Pete Stauffer von der Surfrider Foundation warnte eindringlich vor den Gefahren: "Offshore-Bohrungen sind im ganzen Land höchst unpopulär und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren zerstörerischen Ölpest an unseren Küsten." Die Organisation kündigte an, den Vorschlag mit allen Mitteln zu bekämpfen.
Die Bedenken sind nicht unbegründet. Erst 2015 kam es zu einer Ölverschmutzung in der Region, und das Deepwater-Horizon-Desaster von 2010 im Golf von Mexiko - den Trump kürzlich medienwirksam in "Golf von Amerika" umbenannte - ist noch in schmerzhafter Erinnerung.
Wirtschaftliche Zweifel an Trumps Plänen
Interessanterweise zeigen sich selbst Öl- und Gasunternehmen zurückhaltend. Analysten bezweifeln, dass die Industrie großes Interesse an kalifornischen Bohrungen hat. Der Grund: fehlende Infrastruktur und massive regionale Opposition würden enorme Investitionen erfordern, während andere US-Regionen bereits erschlossen sind und günstigere Bedingungen bieten.
Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta hat bereits rechtliche Schritte eingeleitet und verklagt Sable Offshore wegen angeblich illegaler Abwassereinleitungen. Dies zeigt, dass der Bundesstaat alle verfügbaren juristischen Mittel nutzen wird, um neue Bohrungen zu verhindern.
Ein Kulturkampf um Amerikas Energiezukunft
Der Konflikt um Kaliforniens Küste ist mehr als nur eine energiepolitische Auseinandersetzung. Er symbolisiert den tiefen Graben zwischen Trumps "Drill, baby, drill"-Philosophie und den Klimaschutzambitionen demokratisch regierter Bundesstaaten. Während Trump auf maximale Förderung fossiler Brennstoffe setzt, hat Kalifornien sich als Vorreiter der Energiewende positioniert.
Die Ironie dabei: Selbst republikanische Gouverneure wie Henry McMaster aus South Carolina stellen sich gegen neue Küstenbohrungen und betonen, diese seien "einfach nicht im besten Interesse" ihrer Bundesstaaten. Der Widerstand gegen Trumps Pläne ist also keineswegs nur eine Angelegenheit der Demokraten.
Ob Trumps ehrgeizige Bohrpläne jemals Realität werden, bleibt fraglich. Der angekündigte erbitterte juristische und politische Widerstand mehrerer Bundesstaaten, die mangelnde Begeisterung der Ölindustrie und die breite öffentliche Opposition könnten das Vorhaben zu einer kostspieligen politischen Niederlage für die Trump-Administration werden lassen. Eines ist jedoch sicher: Der Kampf um Kaliforniens Küste wird zu einem Lackmustest für Trumps Energiepolitik und könnte die politische Landschaft der USA nachhaltig prägen.
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