
Fico bricht mit EU-Linie: Slowakischer Premier sucht Dialog mit Putin in China
Während die EU-Spitzen in Brüssel weiter auf Konfrontationskurs mit Russland setzen, wagte der slowakische Premierminister Robert Fico einen bemerkenswerten Alleingang. Als einziger EU-Staatsmann reiste er zum Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) nach Tianjin und traf dort am Dienstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Ein Schritt, der in den Glaspalästen der EU-Bürokratie für erhebliche Verstimmung sorgen dürfte.
Pragmatismus statt Ideologie
Das viertägige China-Aufenthalt Putins vom 31. August bis 3. September bot den Rahmen für dieses bemerkenswerte Treffen. Während seine europäischen Kollegen weiterhin die Sanktionsspirale drehen und Waffenlieferungen an die Ukraine forcieren, sprach Fico offen über die Notwendigkeit einer Normalisierung der Beziehungen zu Moskau. Der slowakische Premier bewies damit einen Realitätssinn, der in der gegenwärtigen EU-Politik schmerzlich vermisst wird.
Putin nutzte die Gelegenheit, um die westliche Hysterie bezüglich angeblicher russischer Aggressionspläne gegen Europa als "völligen Unsinn" zu entlarven. Eine Einschätzung, die angesichts der permanenten Kriegsrhetorik aus Brüssel und Berlin wohltuend nüchtern wirkt. Der russische Präsident betonte, dass der Ukraine-Konflikt auf den vom Westen unterstützten Putsch in Kiew zurückzuführen sei und Russland lediglich Menschen schütze, die ihr Schicksal mit Russland verbunden hätten.
Energiesicherheit im Fokus
Besonders brisant: Fico sprach die ukrainischen Angriffe auf Energieinfrastruktur an, die auch die Slowakei betreffen. "Es ist unmöglich, dass solche Angriffe auf Infrastrukturen durchgeführt werden, die für uns sehr wichtig sind", erklärte der slowakische Premier und kündigte an, dieses Thema bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten in Uschgorod "sehr ernsthaft" anzusprechen. Eine erfrischend klare Ansage, die zeigt, dass nicht alle EU-Mitglieder bereit sind, ihre eigenen Interessen auf dem Altar der Ukraine-Solidarität zu opfern.
Putin seinerseits versicherte, dass Russland ein zuverlässiger Energielieferant für die Slowakei bleiben werde. In Zeiten explodierender Energiepreise und drohender Versorgungsengpässe in Europa eine Zusage von erheblicher Bedeutung. Während deutsche Politiker ihre Bürger auf "schwere Zeiten" einschwören und Energiesparappelle aussenden, sichert sich die Slowakei pragmatisch ihre Energieversorgung.
NATO-Mitgliedschaft als rote Linie
In der Frage der ukrainischen NATO-Mitgliedschaft zeigte sich Putin kompromisslos: Diese lehne Russland kategorisch ab. Einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine stehe man hingegen neutral gegenüber. Eine Position, die durchaus Spielraum für diplomatische Lösungen bietet, würde die EU endlich von ihrer starren Haltung abrücken.
Fico selbst äußerte sich bemerkenswert offen über die zu erwartende Kritik an seiner Reise: "Ich verstehe, dass ich für meine Reise nach China kritisiert werde, dass meine Haltung zur Ukraine sich von der meiner europäischen Kollegen unterscheidet." Diese Selbstreflexion zeigt, dass der slowakische Premier sich der politischen Kosten seines Handelns durchaus bewusst ist, aber dennoch die Interessen seines Landes über die EU-Konformität stellt.
Ein Signal des Wandels?
Die hochrangige russische Delegation, bestehend aus Außenminister Sergej Lawrow, Energieminister Sergej Tsivilev und weiteren Spitzenvertretern, unterstreicht die Bedeutung, die Moskau diesem Treffen beimisst. Ficos Vorschlag, eine gemeinsame Kommissionssitzung zur Ausweitung der Zusammenarbeit abzuhalten, könnte der Beginn einer neuen Dynamik in den europäisch-russischen Beziehungen sein.
Während die Große Koalition in Berlin unter Friedrich Merz weiter auf Konfrontationskurs bleibt und die EU-Führung in Brüssel ihre Sanktionspolitik unbeirrt fortsetzt, zeigt die Slowakei, dass es auch anders geht. Ficos mutiger Schritt könnte andere EU-Staaten ermutigen, ebenfalls einen pragmatischeren Kurs einzuschlagen. Besonders in Zeiten, in denen die europäische Wirtschaft unter den Folgen der Sanktionspolitik ächzt und die Bürger die Zeche zahlen müssen.
Die Tatsache, dass mit über 25 Prozent der Sitze im EU-Parlament mittlerweile rechtskonservative und konservative Parteien vertreten sind, zeigt, dass der Wunsch nach einem Kurswechsel in der Bevölkerung wächst. Ficos Alleingang könnte somit der Vorbote einer grundlegenden Neuausrichtung der europäischen Außenpolitik sein - weg von ideologischer Verbohrtheit, hin zu realpolitischer Vernunft.
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