Kettner Edelmetalle
10.07.2025
08:20 Uhr

Fed in der Falle: Wenn Schulden die Geldpolitik diktieren

Die Märkte tanzen wieder einmal nach ihrer eigenen Melodie. Während die US-Notenbank Federal Reserve weiterhin das Mantra "höher für länger" predigt, wetten Investoren munter auf baldige Zinssenkungen. Ein merkwürdiges Schauspiel, das sich da abspielt – besonders wenn man bedenkt, dass die Wirtschaftsdaten eine völlig andere Sprache sprechen.

Die große Diskrepanz: Starke Daten, schwache Erwartungen

Die amerikanische Wirtschaft zeigt sich erstaunlich robust. Die Arbeitslosigkeit verharrt nahe historischer Tiefstände, die Kerninflation liegt hartnäckig über dem 2-Prozent-Ziel der Fed, und die Verbraucherausgaben halten sich wacker. Löhne steigen weiter, der Dienstleistungssektor will einfach nicht abkühlen, und die Atlanta Fed schätzt das reale BIP-Wachstum auf satte 2,8 Prozent.

Trotz dieser beeindruckenden Zahlen preisen die Terminmärkte sage und schreibe 150 Basispunkte an Zinssenkungen bis Ende 2026 ein. Man könnte meinen, eine Rezession stünde unmittelbar bevor – doch die Datenlage gibt das schlichtweg nicht her. Es scheint, als hätte sich eine bemerkenswerte Asymmetrie in die Märkte eingeschlichen.

Der Elefant im Raum: Amerikas Schuldenberg

Was, wenn die traditionelle Reaktionsfunktion der Fed – die berühmte Taylor-Regel, die sich an Inflation und Arbeitslosigkeit orientiert – nicht mehr greift? Was, wenn eine dritte Variable ins Spiel gekommen ist, die die Notenbank nicht mehr ignorieren kann: die Tragfähigkeit der Staatsschulden?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Die Schuldenquote ist explodiert, die Zinskosten steigen rasant. Höhere Zinsen haben die Kosten für neue Kredite verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht. Die Frage lautet nicht mehr nur "Ist die Inflation zu hoch?" oder "Schwächt sich das Wachstum ab?", sondern zunehmend: "Können wir uns diese hohen Zinsen überhaupt noch leisten?"

"Die Nettozinskosten sind mittlerweile der zweitgrößte Ausgabenposten nach der Sozialversicherung."

Besonders brisant: Die US-Regierung muss in den Jahren 2025 und 2026 etwa 10 Billionen Dollar an Schulden refinanzieren. Eine gewaltige Summe, die bei höheren Zinsen schnell zur untragbaren Last werden könnte.

Politischer Druck und die Unabhängigkeit der Fed

Die Theorie, dass die Schuldentragfähigkeit zunehmend die Geldpolitik beeinflusst, gewinnt an Boden. Wenn auch nicht offen ausgesprochen, so doch stillschweigend akzeptiert. Der politische Druck wächst, "etwas zu tun" – und Zinssenkungen erscheinen als der einfachere Weg im Vergleich zu Steuererhöhungen oder Ausgabenkürzungen.

Donald Trump hat bereits Öl ins Feuer gegossen, indem er Fed-Chef Powell öffentlich attackierte und drohte, ihn zu feuern. Mit Powells Amtszeit, die im Mai 2026 endet, rückt die Frage nach seinem Nachfolger in den Fokus. Einige Anwärter buhlen bereits um Trumps Gunst, indem sie trotz robuster Wirtschaftsdaten Zinssenkungen fordern.

Während die Fed technisch gesehen unabhängig bleibt, setzt die wirtschaftliche Realität ihr enge Grenzen. Zinserhöhungen waren politisch machbar, als die Inflation der Bösewicht war. Doch wenn diese Erzählung an Kraft verliert, schwindet auch der Handlungsspielraum der Notenbank.

Ein neues Paradigma?

Dies wirft eine beunruhigende Möglichkeit auf: Vielleicht bepreist der Markt die Zinssenkungen gar nicht falsch. Vielleicht wettet er auf fiskalische Dominanz und eine zunehmend politisierte Fed. Zentralbanken könnten sich gezwungen sehen, den Bedürfnissen der Staatsfinanzen und den Wünschen der Regierung zu folgen, anstatt sich strikt an makroökonomischen Fundamentaldaten zu orientieren.

Wenn die Fed nicht mehr primär die Inflation bekämpft, sondern mit der Mathematik von Staatsanleiheauktionen ringt, dann steht nicht nur die Zinspolitik zur Disposition. Das gesamte Rahmenwerk, auf das wir uns in den letzten 40 Jahren verlassen haben, um Geldpolitik zu verstehen, müsste neu bewertet werden.

Die Märkte scheinen diese düstere Vorahnung bereits einzupreisen. Wenn sie recht behalten, stehen wir vor einem Paradigmenwechsel, in dem traditionelle Modelle ihre Vorhersagekraft verlieren und die Geldpolitik vom Meister zum Diener wird. Ein beunruhigender Gedanke – besonders für all jene, die ihr Vermögen in Papierwerten angelegt haben.

In solchen unsicheren Zeiten gewinnen physische Edelmetalle als bewährter Vermögensschutz wieder an Bedeutung. Sie bieten eine sinnvolle Ergänzung für ein ausgewogenes Portfolio und können als Absicherung gegen die Unwägbarkeiten einer zunehmend politisierten Geldpolitik dienen.

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