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06.02.2024
18:26 Uhr

Evangelische Kirche konfrontiert mit dunklem Kapitel: Versprechen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt

Evangelische Kirche konfrontiert mit dunklem Kapitel: Versprechen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt

Die Evangelische Kirche in Deutschland steht vor einem Scherbenhaufen moralischer Verantwortung. Nach der Veröffentlichung einer erschütternden Studie über sexualisierte Gewalt innerhalb ihrer Institutionen, haben Landeskirchen und die Diakonie ein Versprechen zur umfassenden Aufarbeitung abgegeben. Die Studie, die ein desaströses Versagen auf allen kirchlichen Ebenen offenlegt, hat zu einem Weckruf geführt, der nicht ungehört bleiben darf.

Verantwortungsübernahme als erster Schritt zur Wiedergutmachung

„Wir übernehmen die Verantwortung.“ Mit diesen Worten bekennen sich die Verantwortlichen der Evangelischen Kirche zu den schwerwiegenden Versäumnissen der Vergangenheit. Die von den Landeskirchen, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Bundesvorstand der Diakonie Deutschland geteilte Stellungnahme lässt keinen Zweifel: Die Zeit des Wegschauens ist vorbei. Die Forum-Studie dokumentiert mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 mutmaßliche Täter über Jahrzehnte hinweg – eine Zahl, die nur die Spitze des Eisbergs darstellen könnte.

Die Tragweite des Skandals und die Forderung nach Transparenz

Studienleiter Martin Wazlawik spricht von einem beängstigenden Bild, das sich aus den Untersuchungen ergibt. Die Nachrichtenagentur KNA verweist auf eine Hochrechnung, die nahelegt, dass fast 10.000 Menschen betroffen sein könnten. Angesichts dieser Zahlen ist es unerlässlich, dass die Kirche nicht nur ihre Verantwortung anerkennt, sondern auch konkrete Schritte zur Aufarbeitung und Prävention einleitet.

Ein Maßnahmenplan gegen das Schweigen

Im Februar soll ein Beteiligungsforum die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie beraten. Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs und Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch haben angekündigt, sich transparent und offen mit den Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Es ist ein Gebot der Stunde, dass ein klarer Maßnahmenplan entwickelt wird, der einheitliche Standards der Prävention und Transparenz umfasst, um das Vertrauen in die Institution Kirche wiederherzustellen.

Die Kirche im Spiegel ihrer Selbstwahrnehmung

Eine bereits 2016 ins Leben gerufene unabhängige Aufarbeitungskommission hat der evangelischen Kirche ein Milieu der Geschwisterlichkeit attestiert, das durch Konfliktunfähigkeit und Harmoniezwang geprägt war. Diese Selbstwahrnehmung als progressiv und liberal muss nun einer kritischen Reflexion weichen, um die notwendigen Veränderungen herbeizuführen.

Forderung nach gerechter Entschädigung

Die Kommission fordert zudem, dass die evangelische Kirche eine individuelle Aufarbeitung ermöglicht und das Recht auf Aktenzugang kirchenrechtlich verankert. Als Maßstab für Entschädigungszahlungen wird eine Summe von 300.000 Euro vorgeschlagen – ein Betrag, der bereits in einem ähnlichen Fall von der katholischen Kirche geleistet wurde.

Die Aufdeckung der Fälle sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche ist ein schmerzhafter Prozess, der jedoch notwendig ist, um Gerechtigkeit für die Betroffenen zu schaffen und um das Vertrauen in eine Institution wiederherzustellen, die zu lange in einem falschen Glauben an ihre Unfehlbarkeit verharrt hat. Es ist an der Zeit, dass die Kirche ihre Haltung überdenkt und konkrete Schritte unternimmt, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern. Denn nur durch ehrliche und transparente Aufarbeitung kann Heilung beginnen.

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