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10.11.2023
08:27 Uhr

Chinesische Forscher erzeugen erste lebende Affen-Chimäre: Ein Durchbruch oder ethische Grauzone?

Chinesische Forscher erzeugen erste lebende Affen-Chimäre: Ein Durchbruch oder ethische Grauzone?

Wissenschaftler aus China haben einen bemerkenswerten, wenn auch umstrittenen Durchbruch in der Stammzellforschung erzielt. Sie haben die erste lebende Chimäre eines großen Tieres, in diesem Fall eines Affen, aus Zellen verschiedener Embryonen erschaffen. Die Gruppe berichtete ihren Erfolg in der Fachzeitschrift "Cell".

Ein Meilenstein in der Stammzellforschung

Zhen Liu und sein Team vom Forschungszentrum Cebsit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai erzeugten das Tier aus Stammzellen genetisch unterschiedlicher Embryonen. Sie hoffen, dass gezielt hergestellte Affen-Chimären biomedizinische Untersuchungen erleichtern könnten. "Dies ist ein seit langem angestrebtes Ziel auf diesem Gebiet", sagte Zhen Liu. Die Studie an Javaneraffen (Macaca fascicularis) liefere neue Erkenntnisse zu sogenannten pluripotenten Stammzellen bei Primaten, zu denen auch der Mensch gehört.

Die Methode: Ein komplexer Prozess

Die Wissenschaftler entnahmen Stammzellen aus mehreren Embryonen in einem sehr frühen Stadium (sieben Tage nach der Befruchtung) und brachten Gene für ein grün fluoreszierendes Protein ein. So konnten sie später erkennen, welche Körperzellen sich aus diesen Stammzellen entwickelten, die in einen anderen Affenembryo eingebracht wurden. Die Injektion erfolgte in Embryos, die aus erst 16 oder 32 Zellen bestanden.

Die injizierten Stammzellen vermehrten sich zunächst, starben im Laufe der weiteren Entwicklung jedoch vielfach ab. Die Forscher vermuten, dass ein Verdrängungswettbewerb zwischen Embryonenstammzellen und injizierten Stammzellen die mögliche Ursache sein könnte. Für die einzige erfolgreiche Lebendgeburt nahmen sie 206 Stammzellinjektionen vor.

Kritische Stimmen

"Dies muss als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden", erklärte Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster. "Gleichzeitig zeigt das Ergebnis, dass die Nachkommen ungesund sind und nicht mehr als ein paar Tage überleben können." Es stellt sich also die Frage, ob der wissenschaftliche Fortschritt hier die ethischen Bedenken überwiegt.

Rüdiger Behr vom Deutschen Primatenzentrum sieht potenzielle künftige Anwendungsmöglichkeiten vor allem in der Erforschung von Möglichkeiten zur Herstellung von Organen aus menschlichen Zellen im Tier. Doch ist es ethisch vertretbar, Tiere als bloße Organfabriken zu nutzen?

Die Zukunft der Chimärenforschung

Die Forschung an Chimären ist ein komplexes und ethisch beladenes Feld. Während die wissenschaftlichen Fortschritte unbestreitbar sind, müssen wir uns fragen, ob der Nutzen die potenziellen Risiken und ethischen Bedenken aufwiegt. Es ist wichtig, dass wir diese Diskussion führen und eine Balance zwischen Fortschritt und Ethik finden.

Die Erzeugung von Affen-Chimären mag ein Meilenstein in der Stammzellforschung sein, aber wir dürfen nie vergessen, dass hinter jedem Experiment ein lebendes, fühlendes Wesen steht. Die Wissenschaft sollte immer im Dienste des Lebens stehen, nicht umgekehrt.

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