
Bayerischer Verdienstorden: Weimers Ehefrau zieht die Reißleine
Die Affäre um den Ludwig-Erhard-Gipfel und die damit verbundenen Korruptionsvorwürfe gegen die Weimer Media Group ziehen immer weitere Kreise. Nun hat Christiane Goetz-Weimer, Ehefrau des umstrittenen Kulturstaatsministers Wolfram Weimer, nach einem eilig anberaumten Gespräch mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner auf die Annahme des Bayerischen Verdienstordens verzichtet. Ein Schritt, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
Schadensbegrenzung oder späte Einsicht?
In ihrer Erklärung, die dem Bayerischen Rundfunk und t-online vorliegt, gibt sich Goetz-Weimer bescheiden: Sie empfinde es als "große Ehre", vom Ordensbeirat des Bayerischen Landtags für den Verfassungsorden 2025 vorgeschlagen worden zu sein. Doch die aktuelle Diskussion um den Ludwig-Erhard-Gipfel würde eine "ungewünschte Ablenkung" darstellen. Man wolle die Bühne lieber anderen Ordensträgern überlassen, die sich "vielfach jahrzehntelang für das Gemeinwohl engagiert" hätten.
Welch noble Geste! Oder doch nur der verzweifelte Versuch, den Schaden für das Familienimperium zu begrenzen? Die Formulierung lässt aufhorchen: Zwischen den Zeilen schwingt mit, dass auch sie sich jahrzehntelang für das Gemeinwohl engagiert habe - nur eben auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Die CSU hält die Füße still
Besonders pikant: Landtagspräsidentin Ilse Aigner, die als Vorsitzende des Bezirksverbands Oberbayern dem CSU-Parteivorstand unter Markus Söder angehört, bekräftigte noch am selben Tag ihre Teilnahme am umstrittenen Ludwig-Erhard-Gipfel 2026. "Ein Vorwurf, ein unbewiesener Verdacht, reicht nicht, um meine Zusage für den Ludwig-Erhard-Gipfel 2026 zurückzuziehen", erklärte sie der Bild-Zeitung.
Unbewiesener Verdacht? Die Dame scheint die Werbebroschüren der Weimer Media Group nicht gelesen zu haben. Dort wird für schlappe 80.000 Euro ganz unverblümt "Einfluss auf Entscheidungsträger" versprochen. Das ist kein Verdacht, das ist schwarz auf weiß dokumentiertes Geschäftsmodell. Aber in bester CSU-Amigo-Tradition hält man zusammen - koste es, was es wolle.
Ein System der gegenseitigen Gefälligkeiten
Der Fall Weimer offenbart einmal mehr, wie tief die Verflechtungen zwischen Politik, Medien und Wirtschaft in diesem Land gehen. Jahrelang konnte die Weimer Media Group ungestört ihr lukratives Geschäft betreiben: Unternehmen zahlen horrende Summen, um auf exklusiven Gipfeltreffen Zugang zu Spitzenpolitikern zu erhalten. Ein Schelm, wer dabei an Korruption denkt.
Dass ausgerechnet der Ehemann der Ordenskandidatin als Kulturstaatsminister im Kanzleramt sitzt, macht die Sache nicht besser. Die Große Koalition unter Friedrich Merz, die eigentlich für einen Neuanfang stehen sollte, verstrickt sich bereits in alte Seilschaften. So viel zum Thema "Verantwortung für Deutschland".
Die wahren Verdienste
Wofür genau sollte Christiane Goetz-Weimer eigentlich den Bayerischen Verdienstorden erhalten? Für ihre herausragenden Leistungen im Bereich der politischen Einflussnahme? Für die kreative Gestaltung von Geschäftsmodellen an der Grenze zur Käuflichkeit? Oder einfach dafür, dass sie die richtige Person geheiratet hat?
In Zeiten, in denen die Kriminalität auf deutschen Straßen explodiert, in denen Messerangriffe zum Alltag gehören und die Bürger sich in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher fühlen, verleiht der Freistaat Bayern Orden an Personen, deren größtes Verdienst darin besteht, ein fragwürdiges Netzwerk aufgebaut zu haben. Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich wirklich ehrenamtlich engagieren - es ist ein Symptom für den Zustand unserer politischen Elite.
Die Spitze des Eisbergs
Der Verzicht auf den Orden mag als Schadensbegrenzung gedacht sein, doch er kommt zu spät. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Immer mehr Details über die Geschäftspraktiken der Weimer Media Group kommen ans Licht. Strafanzeigen wurden bereits gestellt, Compliance-Untersuchungen laufen.
Die entscheidende Frage lautet: Wann zieht Wolfram Weimer die Konsequenzen und tritt von seinem Ministeramt zurück? Oder glaubt er tatsächlich, mit der Übertragung seiner Geschäftsanteile an eine Treuhand sei die Sache erledigt? Die deutsche Öffentlichkeit hat ein Recht auf saubere Verhältnisse in der Politik. Doch stattdessen erleben wir ein Schauspiel, das selbst für bayerische Verhältnisse bemerkenswert ist.
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Fall ein Weckruf ist. Deutschland braucht Politiker, die für das Land arbeiten - nicht gegen es. Die Zeit der Hinterzimmer-Deals und gekauften Zugänge muss ein Ende haben. Nur so kann das Vertrauen der Bürger in die Politik wiederhergestellt werden. Und das ist dringender nötig denn je.
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